Gedichte Sinnesänderung

Ich war wohl Jungfer Eigensinn,
Durch Güte kaum zu zähmen;
Und sträubte mich oft her und hin,
Zu geben und zu nehmen.
Der Himmel weiß es, wie es kam,
Daß ich so ungern gab und nahm.

Da kam ein junger Flaumenbart,
Schön wie der Gott der Reben.
Der wußte mit der besten Art
Zu nehmen und zu geben.
Da weiß der Himmel, wie es kam,
Daß ich so willig gab und nahm.

Ich merkte, wo er ging und stand,
Auf jeden seiner Winke.
Ergriff er meine rechte Hand,
So bot ich auch die Linke.
Der Himmel weiß es, wie es kam,
Daß ich so willig gab und nahm.

Zum Nußgesträuch mit ihm entwich
Ich der Gespielen Schwarme.
Ich gab ihm in die Arme mich,
Und nahm ihn in die Arme.
Der Himmel weiß es, wie es kam,
Daß ich so willig gab und nahm.

Wir ließen, tauschend Kuß um Kuß,
Auf weiches Moos uns nieder.
Ich gab den Kern von meiner Nuß,
Nahm den von seiner wieder.
Der Himmel weiß es, wie es kam,
Daß ich so willig gab und nahm.

Da hörten wir durch Laub und Gras
Die Mutter rufend kommen.
Wohl hätt ich sonst, wer weiß noch was,
Gegeben und genommen.
Der Himmel weiß es, wie es kam,
Daß ich so willig gab und nahm.


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