Gedichte England an Deutschland

Nach Thomas Campbell

Meerüber ruft Britannia
Der Schwester Deutschland zu:
„Wach‘ auf, o Alemannia,
Brich deine Ketten du!
Beim Blut, das uns zu Brüdern macht,
Alemannen, auf, erwacht!
Und dreimal geheiligt sei
Unsrer Herzen heilig Band,
Wenn uns zujauchzt endlich frei
Euer Land – euer Land!

Britannia durch die Meere
Schwingt der Freiheit Banner hoch:
Euer ‚breiter Stein der Ehre‘
Ist ein Sklavenzwinger noch!
O Schmach! des alten Ruhms gedacht!
Alemannen, auf, erwacht!
Und die jetzt euch fesselt: – bleich
Flüchten wird die Tyrannei,
Wenn sich aufrafft euer Reich
Groß und frei – groß und frei.

Dem Mars habt ihr erfunden
Den Donerkeil der Schlacht,
Doch die Kett‘ um eure Wunden
Hat kein Donner noch zerkracht!
Land des Gedankens! soll dein Herz
Reiben stets der Fessel Erz?
Nein, die Schlaguhr, hell von Schall,
Die ihr sinnend euch gebaut,
Schlage der Unterdrücker Fall
Dreist und laut – dreist und laut!

Der Presse Zaubersegen,
Durch ihn gab euer Land –
Doch darf sie sich denn regen
Auf dem Grund, der sie erfand?
Wohlan denn, schmettern muß das Horn,
Fühlen muß das Roß den Sporn!
Ernst herab auf ihr Geschlecht
Sieht der Väter stolze Reih‘,
Ruft und winkt euch: Ins Gefecht!
Werdet frei – werdet frei!“
St. Goar, Januar 1843.


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