Gedichte An Fanny

Wenn einst ich tot bin, wenn mein Gebein zu Staub
Ist eingesunken, wenn du, mein Auge, nun
Lang über meines Lebens Schicksal,
Brechend im Tode, nun ausgeweint hast,

Und stillanbetend da, wo die Zukunft ist,
Nicht mehr hinaufblickst, wenn mein ersungner Ruhm,
Die Frucht von meiner Jünglingsträne,
Und von der Liebe zu dir, Messias!

Nun auch verweht ist, oder von wenigen
In jene Welt hinübergerettet ward:
Wenn du alsdann auch, meine Fanny,
Lange schon tot bist, und deines Auges

Stillheitres Lächeln, und sein beseelter Blick
Auch ist verloschen, wenn du, vom Volke nicht
Bemerket, deines ganzen Lebens
Edlere Taten nunmehr getan hast,

Des Nachruhms werter, als ein unsterblich Lied,
Ach! wenn du dann auch einen Beglückteren
Als mich geliebt hast, laß den Stolz mir,
Einen Beglückteren, doch nicht Edlern!

Dann wird ein Tag sein, den werd ich auferstehn!
Dann wird ein Tag sein, den wirst du auferstehn!
Dann trennt kein Schicksal mehr die Seelen,
Die du einander, Natur, bestimmtest.

Dann wägt, die Waagschal in der gehobnen Hand,
Gott Glück und Tugend gegeneinander gleich;
Was in der Dinge Lauf jetzt mißklingt,
Tönet in ewigen Harmonien!

Wenn dann du dastehst jugendlich auferweckt,
Dann eil ich zu dir! säume nicht, bis mich erst
Ein Seraph bei der Rechten fasse,
Und mich, Unsterbliche, zu dir führe.

Dann soll dein Bruder, innig von mir umarmt,
Zu dir auch eilen! dann will ich tränenvoll,
Voll froher Tränen jenes Lebens
Neben dir stehn, dich mit Namen nennen,

Und dich umarmen! Dann, o Unsterblichkeit,
Gehörst du ganz uns! Kommt, die das Lied nicht singt,
Kommt, unaussprechlich süße Freuden!
So unaussprechlich, als jetzt mein Schmerz ist.

Rinn unterdes, Leben. Sie kommt gewiß
Die Stunde, die uns nach der Zypresse ruft!
Ihr andern, seid der schwermutsvollen
Liebe geweiht! und umwölkt und dunkel!


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Gedichte An Fanny - Klopstock