Gedichte Gespenster

Am Horizonte glomm des Abends Feuer;
Ich stieg, indes die Purpurglut verblich,
Zum Römerturm empor und lehnte mich
Randüber auf das dunkelnde Gemäuer –

Und sah, wie sich am Hange, scheu und scheuer,
Die Beerenleserin vorüberschlich.
Das arme Weibchen drückt, und duckte sich
Und schlug ein Kreuz: ihr war es nicht geheuer…

Mich flog ein Lächeln an. Im Eppich neben
Der Brüstung flüstert’s: „Freund, in deinem Leben
Ist auch ein Ort, wo die Gespenster schweben!

Führt dich Erinnerung dem zerstörten Ort
Vorbei, du huschst noch geschwinder fort,
Als das von Grauen gepackte Weibchen dort.“


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Gedichte Gespenster - Meyer