Gedichte Sonnet XXXVII

Ich gleiche nicht mit dir deß weissen Mondens Liecht:
Der Monde fellt vnd steigt; du bleibst in einem Scheine:
Ja nicht die Sonne selbst: die Sonn‘ ist gantz gemeine /
Gemein‘ auch ist jhr Glantz; du bist gemeine nicht.
Du zwingst durch Zucht den Neid / wie sehr er auff dich sticht.
Ich mag kein Heuchler seyn / der bey mir selbst verneine
Das was ich jetzt gesagt: es gleichet sich dir keine /
Du bist dir ähnlich selbst; ein ander Bild gebricht
Das dir dich zeigen kan; du bist dein eigen Glücke /
Dein eigenes Gestirn / der Schönheit Meisterstücke.
Du hettest sollen seyn wie noch die Tugend war
Geehret als ein Gott / in der Welt ersten Jugend /
So were wol gewiß gewesen deine Tugend
Die Kirch‘ vnd Opfferung / der Weyrauch vnd Altar.


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Gedichte Sonnet XXXVII - Opitz