Gedichte Die Wiege des Königs von Rom

(In Parma)

Reichen Hausrats goldener Prunk erzähle
Jenes Manns glorreichsten Moment der Nachwelt,
Jenes Manns, der kaum in der Gruft, und doch schon
Lange dahin scheint.

Denk ich sein jetzt, dessen ich kaum gedachte,
Als ich jüngst, bloß wenige Tage sind es,
Schaute, durch Herbstnebel hindurch, Marengos
Düsteres Blachfeld?

Ach, es stand damals in der Jahre schönstem
Mai der Held! Mißtrauischer Sorge fremd noch,
Frug er noch, was rühmlicher sei, die Krone,
Oder der Lorbeer?

Beide flocht tollkühn er in eins! Emporschlug
Seines Glücks aufsteigender Dampf, wie Abels:
Siege, Herrschaft über die Erde, höchstes
Friedliches Bündnis!

Große Nacht, doch schwanger an jedem Unheil,
Als des Ruhms Brautbette bestieg die blonde
Tochter Habsburgs; aber mit ihr des Schicksals
Mächtiger Neuling!

Horch! Die sonst mordsprühenden Feuerschlünde
Künden jetzt bloß zärtlichen Vaterjubel,
Und das Volk weiht freudeberauscht die goldne
Wiege der Fürstin.

Aber ach! Kein Wiegengesang der Liebe,
Waffenlärm schlug hart an das Ohr des Säuglings:
Eine Welt, schon lagert sie sich um seine
Tragische Kindheit.

Todesbleich steht zwischen Gemahl und Vater,
Bietend stets, den keiner ergreift, den Ölzweig,
Noch im Flor zartblühender Jugend, hülflos,
Flehend und hülflos

Sie, die Zier weitherrschenden Throns, von dem nun
Steigt herab ihr zagender Fuß bescheiden:
Wer verlor je stolzere Güter? Wer hat
Mehr zu verlieren?

Weib des stets Siegreichen, so vieler Cäsarn,
Welche Karls Reichsapfel und Zepter trugen,
Enkelin, (weh, Alles umsonst!) so vieler
Könige Schwägrin!

Mag verklärt nun oder umwölkt die Sonne
Leuchten, mag was immer geschehn, es füllt ja
Nie ein Herz mehr, dem so gering die Welt scheint,
Alles so tief liegt!


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