Gedichte Die tote Clarissa

Blume, du stehst verpflanzet, wo du blühest,
Wert, in dieser Beschattung nicht zu wachsen,
Wert, schnell wegzublühen, der Blumen Edens
Beßre Gespielin!

Lüfte, wie diese, so die Erd‘ umatmen,
Sind, die leiseren selbst, dir rauhe Weste.
Doch ein Sturmwind wird (o er kömmt! entflieh du,
Eh er daherrauscht,)

Grausam, indem du nun am hellsten glänzest,
Dich hinstürzen! allein, auch hingestürzet,
Wirst du schön sein, werden wir dich bewundern,
Aber durch Tränen!

Reizend noch stets, noch immer liebenswürdig,
Lag Clarissa, da sie uns weggeblüht war,
Und noch stille Röte die hingesunkne
Wange bedeckte.

Freudiger war entronnen ihre Seele,
War zu Seelen gekommen, welch, ihr glichen,
Schönen, ihr verwandten, geliebten Seelen,
Die sie empfingen,

Daß in dem Himmel sanft die liedervollen,
Frohen Hügel umher zugleich ertönten:
Ruhe dir, und Kronen des Siegs, o Seele,
Weil du so schön warst!

So triumphierten, die es würdig waren.
Komm, und laß wie ein Fest die Stund‘ uns, Cidli,
Da sie fliehend uns ihr erhabnes Bild ließ,
Einsamer feiren!

Sammle Zypressen, daß des Trauerlaubes
Kränz‘ ich winde, du dann auf diese Kränze
Mitgeweinte Tränen zur ernsten Feier
Schwesterlich weinest!


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