„Berggeist, ich höre deine Ströme rauschen –
Gib mir Gehör! Wir wollen Rede tauschen!
Du von der Firn und aus der Gletscher Kühle,
Ich aus der engen Krankenkammer Schwüle!
Du weißt es, Geist, ich liege hier gefangen
Und lasse den geknickten Flügel hangen,
Ich ächz und stöhne, den gelähmten, wunden,
Gebrochnen Arm dicht an den Leib gebunden.
Zwei kurzer Wandertage süßes Träumen –
Und dich verdroß ein Gast in deinen Räumen.
Von deinem Tische stießest du den Zecher,
Entrissest ihm den eisgewürzten Becher,
Und rolltest ihn hohnlachend durch die Klüfte
Hinunter in des Fieberlagers Grüfte.
Verräter, schmählich hast du mich betrogen!
Hast du mich leise rufend nicht gezogen?
Warst du mir lange Jahre nicht gewogen?
Und wann in deinem Reich ich mich verirrte,
Schritt nicht, wie Zufall, mir voran ein Hirte
Und ließ mich – ungerufen, ungebeten
Bergab in seine sichern Stapfen treten?
Du bist mir gram geworden? Laß dich fragen!
Muß ich der führerlosen Fahrt entsagen?
Des hohen Irreganges mich entwöhnen?“
Mir gab Bescheid der Geist mit tiefen Tönen
Im Flutensturz und in der Laue Dröhnen,
Es klang wie Drohn und wieder klang’s wie Höhnen:
„Ein junger Wandrer kam zu mir gefahren
Mit hast’gen Schritten und mit wehnden Haaren,
Ein bleiches Bild! So ist er ohne Bangen
Auf meinen schmalen Gräten umgegangen,
Und über Klüften, schwindelnd abgrundtiefen,
Aus welchen jubelnd ihn die Wogen riefen,
Ist er gewandelt auf gestürzten Föhren
Und schien in meine Wildnis zu gehören,
Ein dumpfer Ton in meinen dumpfen Chören –
Du warst’s… und gingst an eines Abgrunds Saume,
Unkundig der Gefahr, in wachem Traume!
Doch mir gefiel der Kühne und der Blinde,
Und Sorge trug ich dir als einem Kinde –
Jetzt, lieber Herr, bist leidlich du vernünftig,
Hast Weib und Hof, bist in der Gilde zünftig,
Verlaß dich nicht auf meine Flügel künftig!“