Gedichte An die Gräfin Pieri in Siena

Schönheit fielen und Reiz wenigen Fraun anheim,
Auch Reichtümer verschenkt selten ein günstig Los;
Doch viel seltener gibt es
Ein teilnehmendes, großes Herz,

Dem Schönheit es und auch Gaben des Glücks gesellt:
Also seh ich vereint würdigem Gatten dich,
Rastlos tätigem Dasein
Prunk nicht, aber Gehalt verleihn.

Dichtkunst hebt und Musik, wahre Geselligkeit
Hebt dein Leben empor (wie es der Deutschen ziemt)
Aus einförmigem Kreislauf,
Den schlaftrunken Italien träumt.

Gastfreundschaftlichen Sinns nahmst du den Dichter auf,
Dankbar bietet er dir liebenden Scheidegruß,
Weil aufs neue der Frühling
Ihn zum flüchtigen Wandrer macht.

Schön ist’s, häuslichen Kreis sammeln umher, wiewohl
Schön nicht minder, sich selbst lebend und frei von Zwang
Anschaun Städte der Menschen,
Stehn auf hohem Verdeck zu Schiff.


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