Gedichte Das Lied vom Dörnberg

1813

Es war ein Freiherr fromm und gut
Vom Kattenland und Kattenblut –
O tapfres Land der Hessen!
Der haßte tief den welschen Tand,
Der konnte Ehr‘ und Vaterland
Und Freiheit nicht vergessen.
Es hatt‘ auf den Landgrafenthron
Den Bruder sein Napoleon
Im Kaiserstolz gesetztet;
Der Bruder hieß Hieronymus,
Ein Weichling, der im Diebsgenuß
Der Wollust sich ergetzet.
Das deucht dem edlen Dörnberg schlimm,
Er rüstet sich im Heldengrimm,
Den Buben will er schlagen,
Die Welschen will der Ritter wert
Mit Spieß und Stange, Kolb‘ und Schwert
Weit übern Rhein verjagen.
Schon hat er klug sein Netz gespannt,
Schon hält er’s Schwert in tapfrer Hand,
Schon warten seine Treuen,
Sie brennen all‘ von deutschem Mut,
Sie dürsten all‘ Franzosenblut
Mit Durst der edlen Leuen.
Das deuchte einem Schelm nicht recht,
Ein Ritter, doch von Sinn ein Knecht,
An Ehren mißgeboren,
Der sagt’s dem König alles aus,
Der rüstet sich und schirmt sein Haus
Mit Wehr an Türmen und Thoren.
Da muß der edle Dörnberg fliehn,
Verräter spähen hinter ihn,
Sein Leben zu erlauschen;
Er auf der Flucht muß ab und an
Mit manchem fremden Wandersmann
Wohl Kleid und Kappe tauschen.
Bis er den wackern Braunschweig find’t,
Der Welfen echtgebornes Kind,
Den treuen deutschen Degen;
Da muß noch mancher welsche Hund
Sich blutig auf den grünen Grund
Durch seinen Säbel legen.
Sie hauen sich wie Männer durch,
Dann segeln sie zur Freiheitsburg,
Altengelland mit Namen;
Da ruhen sie vom harten Strauß
Die müden, wunden Glieder aus.
Gott sprach zur Kühnheit Amen.
Nun, Deutsche, hört die neue Mär!
Der Dörnberg ziehet wieder her,
Er führet tapfre Reiter,
Er reitet ein geschwindes Pferd,
Er schwinget ein geschliffnes Schwert,
Und Gott ist sein Begleiter.


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