Ich spielt, ein frohes Kind, im Morgenscheine,
Der Frühling schlug die Augen auf so helle,
Hinunter reisten Ström und Wolken schnelle,
Ich streckt die Arme nach ins Blaue, Reine.
Noch wußt ich’s selbst nicht, was das alles meine:
Die Lerch, der Wald, der Lüfte blaue Welle,
Und träumend stand ich an des Frühlings Schwelle,
Von fern rief’s immerfort: Ich bin die Deine!
Da kam ein alter Mann gegangen,
Mit hohlen Augen und bleichen Wangen,
Er schlich gebogen und schien so krank;
Ich grüßt ihn schön, doch für den Dank
Faßt‘ er mich tückisch schnell von hinten,
Schlang um die Arme mir dreifache Binden,
Und wie ich rang und um Hülfe rief,
Geschwind noch ein andrer zum Alten lief,
Und von allen Seiten kamen Menschen gelaufen,
Ein dunkelverworrner, trübseliger Haufen.
Die drängten mich gar tückisch in ihre Mitte,
Führten durchs Land mich mit eiligem Schritte.
Wie wandt ich sehnend mich oft zurücke!
Die Heimat schickte mir Abschiedsblicke;
Die Büsche langten nach mir mit grünen Armen,
Es schrien alle Vöglein recht zum Erbarmen.
Doch die Alten hörten nicht die fernen Lieder,
Sumsten düstere Worte nur hin und wieder,
Führten mich endlich in ein altes Haus,
Da wogt‘ es unten in Nacht und Graus,
Da war ein Hämmern, ein Schachern und Rumoren,
Als hätte das Chaos noch nicht ausgegoren.
Hier hielt der Alte würdig und breit:
„Mein Sohn“, sprach er zu mir, „das ist die Nützlichkeit!
Die haben wir so zum gemeinen Besten erfunden.
Das betrachte hübsch fleißig und sei gescheit.“ –
So ließen sie mich Armen allein und gebunden.
Da schaut ich weinend aus meinem Kerker
Hinaus in das Leben durch düstern Erker,
Und unten sah ich den Lenz sich breiten,
Blühende Träume über die Berge schreiten,
Drüber die blauen, unendlichen Weiten.
Durchs farbige Land auf blauen Flüssen
Zogen bunte Schifflein, die wollten mich grüßen.
Vorüber kamen die Wolken gezogen,
Vorüber singende Vöglein geflogen;
Es wollt der große Zug mich mit fassen,
Ach, Menschen, wann werd’t ihr mich wieder hinunterlassen!
Und im dunkelgrünen Walde munter
Schallte die Jagd hinauf und hinunter,
Eine Jungfrau zu Roß und blitzende Reiter –
Über die Berge immer weiter und weiter
Rief Waldhorn immerfort dazwischen:
Mir nach in den Wald, den frischen!
Ach! weiß denn niemand, niemand um mein Trauern?
Wie alle Fernen mir prophetisch singen
Von meinem künft’gen wundervollen Leben!
Von innen fühlt ich blaue Schwingen ringen,
Die Hände konnt ich innigst betend heben –
Da sprengt‘ ein großer Klang so Band wie Mauern.
Da ward ich im innersten Herzen so munter,
Schwindelten alle Sinne in den Lenz hinunter,
Weit waren kleinliche Mühen und Sorgen,
Ich sprang hinaus in den farbigen Morgen.