Lebst im Volke; sei gewohnt,
Keiner je des andern schont.
Wenn ich den Scherz will ernsthaft nehmen,
So soll mich niemand drum beschämen;
Und wenn ich den Ernst will scherzhaft treiben,
So werd ich immer derselbe bleiben.
Die Lust zu reden kommt zu rechter Stunde,
Und wahrhaft fließt das Wort aus Herz und Munde.
Ich sah mich um an vielen Orten
Nach lustigen, gescheiten Worten;
An bösen Tagen mußt ich mich freuen,
Daß diese die besten Worte verleihen.
Im neuen Jahre Glück und Heil;
Auf Weh und Wunden gute Salbe!
Auf groben Klotz ein grober Keil!
Auf einen Schelmen anderthalbe!
Willst lustig leben,
Geh mit zwei Säcken,
Einen zum Geben,
Einen, um einzustecken.
Da gleichst du Prinzen,
Plünderst und beglückst Provinzen.
Was in der Zeiten Bildersaal
Jemals ist trefflich gewesen,
Das wird immer einer einmal
Wieder auffrischen und lesen.
Nicht jeder wandelt nur gemeine Stege:
Du siehst, die Spinnen bauen luft’ge Wege.
Ein Kranz ist gar viel leichter binden,
Als ihm ein würdig Haupt zu finden.
Wie die Pflanzen zu wachsen belieben,
Darin wird jeder Gärtner sich üben;
Wo aber des Menschen Wachstum ruht,
Dazu jeder selbst das Beste tut.
Willst du dir aber das Beste tun,
So bleib nicht auf dir selber ruhn,
Sondern folg eines Meisters Sinn;
Mit ihm zu irren ist dir Gewinn.
Benutze redlich deine Zeit!
Willst was begreifen, such’s nicht weit.
Zwischen heut und morgen
Liegt eine lange Frist;
Lerne schnell besorgen,
Da du noch munter bist.
Die Dinte macht uns wohl gelehrt,
Doch ärgert sie, wo sie nicht hingehört.
Geschrieben Wort ist Perlen gleich;
Ein Dintenklecks ein böser Streich.
Wenn man fürs Künftige was erbaut,
Schief wird’s von vielen angeschaut.
Tust du was für den Augenblick,
Vor allem opfre du dem Glück.
Mit einem Herren steht es gut,
Der, was er befohlen, selber tut.
Tu nur das Rechte in deinen Sachen;
Das andre wird sich von selber machen.
Wenn jemand sich wohl im Kleinen deucht,
So denke: der hat ein Großes erreicht.
Glaube nur, du hast viel getan,
Wenn dir Geduld gewöhnest an.
Wer sich nicht nach der Decke streckt,
Dem bleiben die Füße unbedeckt.
Der Vogel ist froh in der Luft gemütet,
Wenn es da unten im Neste brütet.
Wenn ein kluger Mann der Frau befiehlt,
Dann sei es um ein Großes gespielt;
Will die Frau dem Mann befehlen,
So muß sie das Große im Kleinen wählen.
Welche Frau hat einen guten Mann,
Der sieht man’s am Gesicht wohl an.
Eine Frau macht oft ein bös Gesicht;
Der gute Mann verdient’s wohl nicht.
Ein braver Mann! ich kenn ihn ganz genau:
Erst prügelt er, dann kämmt er seine Frau.
Ein schönes Ja, ein schönes Nein,
Nur geschwind! soll mir willkommen sein.
Januar, Februar, März,
Du bist mein liebes Herz.
Mai, Juni, Juli, August,
Mir ist nichts mehr bewußt.
Neumond und geküßter Mund
Sind gleich wieder hell und frisch und gesund.
Mir gäb es keine größre Pein,
Wär ich im Paradies allein.
Es ließe sich alles trefflich schlichten,
Könnte man die Sachen zweimal verrichten.
Nur heute, heute nur laß dich nicht fangen,
So bist du hundertmal entgangen.
Geht’s in der Welt dir endlich schlecht,
Tu, was du willst, nur habe nicht recht.
Zücht’ge den Hund, den Wolf magst du peitschen;
Graue Haare sollst du nicht reizen.
Am Flusse kannst du stemmen und häkeln;
Überschwemmung läßt sich nicht mäkeln.
Tausend Fliegen hatt ich am Abend erschlagen,
Doch werkte mich eine beim frühsten Tagen.
Und wärst du auch zum fernsten Ort,
Zur kleinsten Hütte durchgedrungen,
Was hilft es dir, du findest dort
Tabak und böse Zungen.
Wüßte nicht, was sie Bessers erfinden könnten,
Als wenn die Lichter ohne Putzen brennten.
Lief‘ das Brot, wie die Hasen laufen,
Es kostete viel Schweiß, es zu kaufen.
Will Vogelfang dir nicht geraten,
So magst du deinen Schuhu braten.
Das wär dir ein schönes Gartengelände,
Wo man den Weinstock mit Würsten bände.
Du mußt dich niemals mit Schwur vermessen:
Von dieser Speise will ich nicht essen.
Wer aber recht bequem ist und faul,
Flög dem eine gebratne Taube ins Maul,
Er würde höchlich sich’s verbitten,
Wär sie nicht auch geschickt zerschnitten.
Freigebig ist der mit seinen Schritten,
Der kommt, von der Katze Speck zu erbitten.
Hast deine Kastanien zu lange gebraten;
Sie sind dir alle zu Kohlen geraten.
Das sind mir allzu böse Bissen,
An denen die Gäste erwürgen müssen.
Das ist eine von den großen Taten,
Sich in seinem eignen Fett zu braten.
Gesotten oder gebraten!
Er ist ans Feuer geraten.
Gebraten oder gesotten!
Ihr sollt nicht meiner spotten.
Was ihr euch heute getröstet,
Ihr seid doch morgen geröstet.
Wer Ohren hat, soll hören;
Wer Geld hat, soll’s verzehren.
Der Mutter schenk ich,
Die Tochter denk ich.
Kleid‘ eine Säule,
Sie sieht wie eine Fräule.
Schlaf ich, so schlaf ich mir bequem.
Arbeit ich, ja, ich weiß nicht wem.
Ganz und gar
Bin ich ein armer Wicht.
Meine Träume sind nicht wahr,
Und meine Gedanken geraten nicht.
Mit meinem Willen mag’s geschehn!-
Die Träne wird mir in dem Auge stehn.
Wohl unglückselig ist der Mann,
Der unterläßt das, was er kann,
Und unterfängt sich, was er nicht versteht;
Kein Wunder, daß er zugrunde geht.
Du trägst sehr leicht, wenn du nichts hast;
Aber Reichtum ist eine leichtere Last.
Alles in der Welt läßt sich ertragen,
Nur nicht eine Reihe von schönen Tagen.
Was räucherst du nun deinem Toten?
Hättst du’s ihm so im Leben geboten!
Ja! wer eure Verehrung nicht kennte:
Euch, nicht ihm baut ihr Monumente.
Willst du dich deines Wertes freuen,
So mußt der Welt du Wert verleihen.
Will einer in die Wüste pred’gen,
Der mag sich von sich selbst erled’gen;
Spricht aber einer zu seinen Brüdern,
Werden sie’s oft schlecht erwidern.
Laß Neid und Mißgunst sich verzehren,
Das Gute werden sie nicht wehren.
Denn, Gott sei Dank! es ist ein alter Brauch:
So weit die Sonne scheint, so weit erwärmt sie auch.
Das Interim
Hat den Schalk hinter ihm.
Wieviel Schälke muß es geben,
Da wir alle ad interim leben.
Was fragst du viel: Wo will’s hinaus,
Wo oder wie kann’s enden?
Ich dächte, Freund, du bliebst zu Haus
Und sprächst mit deinen Wänden.
Viele Köche versalzen den Brei;
Bewahr uns Gott vor vielen Dienern!
Wir aber sind, gesteht es frei,
Ein Lazarett von Medizinern.
Ihr meint, ich hätt mich gewaltig betrogen;
Hab’s aber nicht aus den Fingern gesogen.
Noch spukt der Babylon’sche Turm,
Sie sind nicht zu vereinen!
Ein jeder Mann hat seinen Wurm,
Kopernikus den seinen.
Denn bei den alten, lieben Toten
Braucht man Erklärung, will man Noten.
Die Neuen glaubt man blank zu verstehn;
Doch ohne Dolmetsch wird’s auch nicht gehn.
Sie sagen: Das mutet mich nicht an!
Und meinen, sie hätten’s abgetan.
In meinem Revier
Sind Gelehrte gewesen,
Außer ihrem eignen Brevier
Konnten sie keines lesen.
Viel Rettungsmittel bietest du! was heißt’s?
Die beste Rettung: Gegenwart des Geists!
Laß nur die Sorge sein,
Das gibt sich alles schon;
Und fällt der Himmel ein,
Kommt doch eine Lerche davon.
Dann ist einer durchaus verarmt,
Wenn die Scham den Schaden umarmt.
Du treibst mir’s gar zu toll.
Ich fürcht, es breche!
Nicht jeden Wochenschluß
Macht Gott die Zeche.
Du bist sehr eilig, meiner Treu!
Du suchst die Tür und läufst vorbei.
Sie glauben, miteinander zu streiten,
Und fühlen das Unrecht von beiden Seiten.
Haben’s gekauft, es freut sie baß;
Eh man’s denkt, so betrübt sie das.
Willst du nichts Unnützes kaufen,
Mußt du nicht auf den Jahrmarkt laufen.
Langeweile ist ein böses Kraut,
Aber auch eine Würze, die viel verdaut.
Wird uns eine rechte Qual zuteil,
Dann wünschen wir uns Langeweil.
Daß sie die Kinder erziehen könnten,
Müßten die Mütter sein wie Enten:
Sie schwämmen mit ihrer Brut in Ruh;
Da gehört aber freilich Wasser dazu.
Das junge Volk, es bildet sich ein,
Sein Tauftag sollte der Schöpfungstag sein.
Möchten sie doch zugleich bedenken,
Was wir ihnen als Eingebinde schenken.
„Nein! heut ist mir das Glück erbost!“
Du, sattle gut und reite getrost!
Über ein Ding wird viel geplaudert,
Viel beraten und lange gezaudert,
Und endlich gibt ein böses Muß
Der Sache widrig den Beschluß.
Eine Bresche ist jeder Tag,
Die viele Menschen erstürmen.
Wer auch in die Lücke fallen mag,
Die Toten sich niemals türmen.
Wenn einer schiffet und reiset,
Sammelt er nach und nach immer ein,
Was sich am Leben mit mancher Pein
Wieder ausschälet und weiset.
Der Mensch erfährt, er sei auch, wer er mag,
Ein letztes Glück und einen letzten Tag.
Das Glück deiner Tage
Wäge nicht mit der Goldwaage.
Wirst du die Krämerwaage nehmen,
So wirst du dich schämen und dich bequemen.
Hast du einmal das Rechte getan
Und sieht ein Feind nur Scheeles daran,
So wird er gelegentlich, spät oder früh,
Dasselbe tun, er weiß nicht wie.
Willst du das Gute tun, mein Sohn,
So lebe nur lange, da gibt sich’s schon;
Solltest du aber zu früh ersterben,
Wirst du von Künftigen Dank erwerben.
Was gibt uns wohl den schönsten Frieden,
Als frei am eignen Glück zu schmieden.
Laßt mir die jungen Leute nur,
Und ergetzt euch an ihren Gaben!
Es will doch Großmama Natur
Manchmal einen närrischen Einfall haben.
Ungebildet waren wir unangenehm;
Jetzt sind uns die Neuen sehr unbequem.
Wo Anmaßung mir wohlgefällt?
An Kindern: denen gehört die Welt.
Ihr zählt mich immer unter die Frohen,
Erst lebt ich roh, jetzt unter den Rohen.
Den Fehler, den man selbst geübt,
Man auch wohl an dem andern liebt.
Willst du mit mir hausen,
So laß die Bestie draußen.
Wollen die Menschen Bestien sein,
So bringt nur Tiere zur Stube herein,
Das Widerwärtige wird sich mindern.
Wir sind eben alle von Adams Kindern.
Mit Narren leben wird dir gar nicht schwer,
Erhalte nur ein Tollhaus um dich her.
Sag mir, was ein Hypochondrist
Für ein wunderlicher Kunstfreund ist.
In Bildergalerien geht er spazieren
Vor lauter Gemälden, die ihn vexieren.
Der Hypochonder ist bald kuriert,
Wenn euch das Leben recht kujoniert.
Du sollst mit dem Tode zufrieden sein,
Warum machst du dir das Leben zur Pein?
Kein tolleres Versehn kann sein,
Gibst einem ein Fest und lädst ihn nicht ein.
Da siehst du nun, wie’s einem geht,
Weil sich der Beste von selbst versteht.
Wenn ein Edler gegen dich fehlt,
So tu, als hättest du’s nicht gezählt:
Er wird es in sein Schuldbuch schreiben
Und dir nicht lange im Debet bleiben.
Suche nicht vergebne Heilung!
Unsrer Krankheit schwer Geheimnis
Schwankt zwischen Übereilung
Und zwischen Versäumnis.
Ja, schelte nur und fluche fort,
Es wird sich Beßres nie ergeben.
Denn Trost ist ein absurdes Wort:
Wer nicht verzweiflen kann, der muß nicht leben.
Ich soll nicht auf den Meister schwören
Und immerfort den Meister hören!
Nein, ich weiß, er kann nicht lügen,
Will mich gern mit ihm betriegen.
Mich freuen die vielen Guten und Tücht’gen,
Obgleich so viele dazwischenbelfen.
Die Deutschen wissen zu bericht’gen,
Aber sie verstehen nicht nachzuhelfen.
„Du kommst nicht ins Ideenland!“
So bin ich doch am Ufer bekannt.
Wer die Inseln nicht zu erobern glaubt,
Dem ist Ankerwerfen doch wohl erlaubt.
Meine Dichterglut war sehr gering,
Solang ich dem Guten entgegenging;
Dagegen brannte sie lichterloh,
Wenn ich vor drohendem Übel floh.
Zart Gedicht, wie Regenbogen,
Wird nur auf dunklen Grund gezogen;
Darum behagt dem Dichtergenie
Das Element der Melancholie.
Kaum hatt ich mich in die Welt gespielt
Und fing an aufzutauchen,
Als man mich schon so vornehm hielt,
Mich zu mißbrauchen.
Wer dem Publikum dient, ist ein armes Tier;
Er quält sich ab, niemand bedankt sich dafür.
Gleich zu sein unter Gleichen,
Das läßt sich schwer erreichen:
Du müßtest ohne Verdrießen
Wie der Schlechteste zu sein dich entschließen.
Man kann nicht immer zusammen stehn,
Am wenigsten mit großen Haufen.
Seine Freunde, die läßt man gehn,
Die Menge läßt man laufen.
Du magst an dir das Falsche nähren,
Allein wir lassen uns nicht stören;
Du kannst uns loben, kannst uns schelten,
Wir lassen es nicht für das Rechte gelten.
Man soll sich nicht mit Spöttern befassen;
Wer will sich für ’nen Narren halten lassen!
Darüber muß man sich aber zerreißen,
Daß man Narren nicht darf Narren heißen.
Christkindlein trägt die Sünden der Welt,
Sankt Christoph das Kind über Wasser hält,
Sie haben es beid‘ uns angetan,
Es geht mit uns von vornen an.
Efeu und ein zärtlich Gemüt
Heftet sich an und grünt und blüht.
Kann es weder Stamm noch Mauer finden,
Es muß verdorren, es muß verschwinden.
Zierlich Denken und süß Erinnern
Ist das Leben im tiefsten Innern.
Ich träumt und liebte sonnenklar;
Daß ich lebte, ward ich gewahr.
Wer recht will tun, immer und mit Lust,
Der hege wahre Lieb in Sinn und Brust.
„Wann magst du dich am liebsten bücken?“
Dem Liebchen Frühlingsblume zu pflücken.
Doch das ist gar kein groß Verdienst,
Denn Liebe bleibt der höchste Gewinst.
Die Zeit, sie mäht so Rosen als Dornen,
Aber das treibt immer wieder von vornen.
Genieße, was der Schmerz dir hinterließ!
Ist Not vorüber, sind die Nöte süß.
Glückselig ist, wer Liebe rein genießt,
Weil doch zuletzt das Grab so Lieb als Haß verschließt.