1840
Frühling! Frühling! Die Feder wird zur Schwinge,
Und jedes Elend eine Seligkeit!
Frühling! Frühling! Der Griffel wird zur Klinge,
Die mutig die verjüngte Welt befreit!
Ein Lied mein Morgen – und mein Abendsegen,
Ein Lied für jeden Jubel, jedes Weh, –
Doch meiner Kränze schönsten laßt mich legen
Ums Silberhaar heut meinem Béranger!
Er küßte jede Freiheit in der Wiege,
Er weinte jeder in die Grube nach;
Er war der zweite Held bei jedem Siege;
Er rief den Donner für Tyrannen wach;
Es wurde zur erschütternden Lawine
Des holden Hauptes leichter Flockenschnee;
Der Freiheit ewig unerschöpfte Mine,
Es ist das Herz von meinem Béranger!
Die von der Heimat Boden sich verbannten,
Wo freier Seelen Opfer nichts mehr nützt,
Und ihr, des Zaren reinste Diamanten,
Die er vor Dieben in Sibirien schützt,
Auf deinen Bergen, kühner Suliote,
Du, Türk‘, in deiner luftigen Moschee,
Teilt heute zwischen ihm und eurem Gotte,
Teilt zwischen Gott und meinem Béranger!
Wer lag am Boden, den er nicht erhoben?
Und wessen Herz ist seinem Lied zu klein?
Wo ist die Hütte, drum er nicht gewoben
Hätt‘ einen Paradieses-Heil’genschein?
Du „Alter Vagabund“, den ich dem Grabe
So grollend dort entgegenschleichen seh‘, –
Heil, dreifach Heil dem morschen Bettelstabe,
Dem Aaronstab von meinem Béranger!
Frühling! die Gärten wollen Rosen tragen,
Die ersten flugs hier meinem Mann ums Haupt!
Die Nachtigall, die für die Freiheit hat geschlagen,
Hat an die Liebe glühend auch geglaubt,
Doch wollt‘ er einzig von der Liebe singen,
Daß auch die Liebe bei der Freiheit steh‘, –
Ein Schwert mit Rosen wollen wir ihm bringen,
Ein Schwert mit Rosen meinem Béranger!