Das blinde Liebeswerck / die süsse Gifft der Sinnen /
Vnd rechte Zauberey hat letzlich hier ein End‘:
Es wird das lose Kind so mich verführen können /
Gott lob / jetzt gantz vnd gar von mir hinweg gewendt.
Nun suche wo du wilt dir anderwerts Poeten;
Hier / Venus / hab‘ ich mir gesteckt mein eignes Ziel;
Es ist mir deine Gunst jetzt weiter nicht von nöthen;
Ich haß‘ all‘ Eitelkeit; es liebe wer da wil.
Was meine schwache Hand vor dieser Zeit geschrieben /
Durch deinen Geist geführt / das ist der Jugend schuld;
Ich werde weiter nicht von solcher Lust getrieben;
Was dir gehässig ist zu diesem trag‘ ich huld.
Wann Vrtheil vnd Verstand bey mir zu rathe sitzen /
So hattest du mir zwar bethört den jungen Sinn:
Jetzt seh‘ ich daß dein Sohn sey ohne wahn vnd Witzen /
Du aber / Venus / selbst ein‘ edle Kuplerinn.
Dein Wesen ist ein Marckt da Leid wird feil getragen /
Ein Winckel da verdruß vnd Wehmuth jnnen steht /
Ein‘ Herberg‘ aller Noth / ein Siechhauß vieler Plagen /
Ein Schiff der Pein / ein Meer da Tugend vntergeht.
Wo soll die Schönheit seyn / wann alles wird vergehen /
Die Lippen von Corall / diß Alabaster Bild /
Die Augen so jhr seht gleich als zwo Sonnen stehen /
Der rothe Rosenmund / der weissen Brüste Schild?
Sie sollen / vnd wir auch als Asch‘ vnd Staub entfliehen /
Vnd allzugleiche gehn den Weg der Eitelkeit:
Pracht / Hoffart / Gut vnd Geld / vmb das wir vns so mühen /
Wird Wind vnd Flügel noch bekommen mit der Zeit.
Ich laß‘ es alles stehn: das Ende meiner Jugend /
Vnd Frucht der Liebeslust beschließ‘ ich gantz hierein:
Ein Werck das höher ist / der Anfang meiner Tugend /
Ob dieses gleich verdirbt / soll nimmer sterblich seyn.