Gedichte Auf einen verhungerten Dichter

So war es dir bescheret,
Du lebtest kummervoll,
Du hast dich aufgezehret,
Recht wie ein Dichter soll.

Das gab die Pieride
An deiner Wiege kund,
Sie weihte dir zum Liede,
Zu andrem nicht, den Mund.

Die Mutter starb dir frühe,
Man sah an dem Verlust,
Daß dir kein Heil erblühe
Von einer ird’schen Brust.

Die Welt mit ihren Schätzen,
Mit allem Überfluß,
Soll nur dein Auge letzen;
Für andre der Genuß!

Der Frühling war dein Leben,
Die Blüte war dein Traum;
Ein andrer preßt die Reben,
Ein andrer leert den Baum.

Du hast an manchem Tage
Den Wasserkrug gestürzt,
Indes man Festgelage
Mit deinem Lied gewürzt.

Du warst schon hier verkläret
Und wenig mehr als Geist,
Nun bist du heim gekehret,
Wo man Ambrosia speist.

Zu Grab getragen werde,
Was einem Leichnam gleicht!
Du drückest nicht die Erde,
Sei dir die Erde leicht!


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