Gedichte Lerchenkrieg

„Lerchen sind wir, freie Lerchen,
Wiegen uns im Sonnenschein,
Steigen auf aus grünen Saaten,
Tauchen in den Himmel ein.“

Tausend Lerchen schwebten singend
Ob dem weiten, ebnen Ries,
Daß ihr heller Ruf die Menschen
Nicht im Hause bleiben ließ.

Aus der Burg vom Wallersteine
Ritt der Graf mit seinem Sohn,
Will für ihn die goldnen Sporen
Holen an des Kaisers Thron.

Freut sich bei dem Lerchenwirbel
Schon der reichen Vogelbrut,
Doch dem Junker ihm zur Seite
Hüpft das Herz von Rittermut.

Aus der Stadt mit grauen Türmen,
Aus der Reichsstadt finsterm Tor
In den goldnen Sonntagsmorgen
Wandelt Alt und Jung hervor.

Und der junge Rottenmeister
Führt zum Garten seine Braut,
Pflücket ihr das erste Veilchen
Bei der Lerchen Jubellaut.

Diese lieben Lenzestage,
Ach, sie waren schnell verblüht,
Und die schönen Sommermonde
Waren auch so bald verglüht.

„Lerchen sind wir, freie Lerchen.
Nicht mehr lieblich ist es hier,
Singen ist uns hier verleidet,
Wandern, wandern wollen wir.“

Abendlich im Herbstesnebel
Ziehn die Bürger aus dem Tor,
Breiten, richten still die Garne,
Lauschen mit gespanntem Ohr.

Horch, es rauscht! die Lerchen kommen,
Horch, es rauscht! ein mächt’ger Flug!
Waffenklirrend in die Garne
Sprengt und stampft ein reis’ger Zug.

Ruft der alte Graf vom Rosse:
„Hilf, Maria, reine Magd!
Hilf den Bürgerfrevel strafen,
Der uns stört die Vogeljagd!“

Ruft der junge Rottenmeister:
„Schwert vom Leder! Spieß herbei!
Lerchen darf ein jeder fangen,
Kleine Vögel, die sind frei.“

Als der graue Morgen dämmert,
Liegt der Junker tot im Feld;
Über ihm, aufs Schwert sich stützend,
Grimmig, stumm, der greise Held.

Zum erschlagnen Rottenmeister
Beugt sich dort sein junges Weib,
Mit den aufgelösten Locken
Deckt sie seinen blut’gen Leib.

Und noch einmal, eh sie ziehen,
Steigen tausend Lerchen an,
Flattern in der Morgensonne,
Schmettern, wie sie nie getan:

„Lerchen sind wir, freie Lerchen,
Fliegen über Land und Flut;
Die uns fangen, würgen wollten,
Liegen hier in ihrem Blut.“


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