Gedichte Wohlan! so bin ich deiner los

Wohlan! so bin ich deiner los
Du freches lüderliches Weib!
Fluch über deinen sündenvollen Schoß
Fluch über deinen feilen geilen Leib,
Fluch über deine lüderlichen Brüste
Von Zucht und Wahrheit leer,
Von Schand‘ und Lügen schwer,
Ein schmutzig Kissen aller eklen Lüste.
Fluch über jede tote Stunde
Die ich an deinem lügenvollen Munde,
In ekelhafter Küsse Rausch vollbracht,
Fluch über jede gottvergeßne Nacht,
Die ich in deinem frechen Bett erhandelt,
Die ich in toller Liebe überwacht,
Wohl unter deinem Fenster hingewandelt,
Wenn du mit andern in dem Werk befangen,
Mit andrer Lüg‘ an anderm Mund gehangen.
Mein Gott, mein Gott, er will sich mein erbarmen,
Mein Herr hat mich befreit aus deinen Armen,
Wohin dein Gott, der Satan mich geführt;
Drum hab‘ ich nimmer dir dein Herz gerührt,
Und wie ich mochte bitten, mochte flehen,
Kein edles Wort hört‘ ich von dir erstehen,
Du drohst, du elend Weib, dich zu ermorden,
O könntest du’s, es stürb‘ dein ganzer Orden,
Doch spar‘ die Mühe nur, denn du bist längstens tot,
Längst faulst du in dir selbst in Sünd‘ und Lügenkot.
Schneidst du den Hals dir ab
Und springst du in die Spree,
Du findest nie ein Grab
Die Spreu schwimmt in der Höh‘.
Des Todes heiliger Traum
Wird nimmer dich erlösen
Es stirbt ein grüner Baum,
Doch nie ein dürrer Besen.
Zur eignen Rute wirst du noch an deinem Rücken,
Und höchstens reicht dein Leib dir einstens schlechte Krücken.
Wohlan, du elend Weib, nun sind wir auf der Stelle
Wo wir zuerst uns sahn, ich, du, und dein Geselle,
Ich mein‘ den Teufel, Weib, der deine Seele reitet,
Hör‘ wie sein Flügel rauscht, den über dir er breitet,
Ich hör‘ den dunklen Fluß, es tönt die dumpfe Welle,
Du Lügnerin leb wohl, leb schlecht, hier ist die Schwelle,
Wo sich mein reuig Herz, von dir du Hexe scheidet,
Verdorren mag der Fuß, der je dein Bett beschreitet,
Ich hab‘ dich nie gekannt, ich hab‘ dich nie gesehen,
Es war ein böser Traum, er muß hinuntergehen,
Das lüderliche Buch, um das du mich betrogen,
Aus dem du geile Brunst für andrer Lust gesogen,
Ich werfe es hinab in diese schmutz’gen Wogen,
Und mit ihm werf‘ ich hin, was ich für dich gefühlt,
Daß sich die böse Glut, die mir das Herz zerwühlt,
In dieses Flusses trüber Welle kühlt.
Nimm hin den Scheidekuß,
Ich geb‘ ihn ohn‘ Verdruß,
Von mir sei dir verziehn,
Wend‘ dich, zu Gott dahin,
Und fleh‘, daß er verzeih‘,
Dem Sünder steht es frei.
Er ist für dich, für mich, für alle uns gestorben,
Ich habe im Gebet mir Trost von ihm erworben.
Ich gab des Heilands Bild in deine schnöden Hände,
So bin durch dich ich auch zu einem Judas worden,
Den Herrn hab‘ ich verkauft, an die, die ihn ermorden,
Erbarm‘ dich meiner Seel‘, und zu dem Kreuz dich wende.
O mache, daß an dir dies Bild ein Wunder tut,
Und daß er dich erlöst mit seinem heiligen Blut,
So darf ich ruhig sein, daß ich so fromme Gabe
An dich, du elend Weib, so schnöd vergeudet habe,
Nun wend‘ ich mich von dir, ich will in Friede gehn,
Ich will unschuldig nun die Sterne wiedersehn,
Ich will zu Gott dem Herrn um Hülfe für dich flehn,
Daß dich die Gnade sein barmherzig mög‘ anwehn,
Daß einen Engel er, zu dir ermahnen sende,
Daß er dein elend Herz wie meines zu sich wende,
So gehet nicht mein Schmerz, doch Leid und Lieb‘ zu Ende.


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