Gedichte Des armen Suschens Traum

Ich träumte, wie um Mitternacht
Mein Falscher mir erschien.
Fast schwür‘ ich, daß ich hell gewacht,
So schnell erblickt‘ ich ihn.

Er zog den Treuring von der Hand
Und ach! zerbrach ihn mir.
Ein Wasserhelles Perlenband
Warf er mir hin dafür.

D’rauf ging ich wohl ans Gartenbeet,
Zu schau’n mein Myrtenreis,
Das ich zum Kränzchen pflanzen thät,
Und pflegen thät mit Fleiß.

Da riß entzwei mein Perlenband
Und eh ich’s mich versah,
Entrollten all‘ in Erd‘ und Sand,
Und keine war mehr da.

Ich sucht‘ und sucht‘ in Angst und Schweiß,
Umsonst, umsonst! Da schien
Verwandelt mein geliebtes Reis
In dunkeln Rosmarin.

Erfüllt ist längst das Nachtgesicht,
Ach! längst erfüllt genau.
Das Traumbuch frag‘ ich weiter nicht,
Und keine weise Frau.

Nun brich o Herz, der Ring ist hin!
Die Perlen sind geweint!
Statt Myrt‘ erwuchs dir Rosmarin!
Der Traum hat Tod gemeint.


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