Savoyen, Land beschneiter Höhn,
Wer hat dein kräftig Bild gesehn,
Wer trat in deiner Wälder Nacht,
Sah auf zu deiner Wipfel Pracht,
Wer stand an deinem Wasserfall,
Wer lauschte deiner Ströme Hall,
Und nannte dich nicht schön?
Du Land des Volks, dem Reiche weihen
Ruhmvoll den Namen des Getreuen,
Bist herrlich, wenn der Frühlingssturm
Die Berggewässer schäumend führt,
Und deiner Fichte schlanker Turm
Sich mit der jungen Nadel ziert;
Bist reizend, wenn die Sommerglut
Erzittert um den Mandelbaum;
Doch in des Herbstes goldner Flut
Du ruhst gleich dunkeln Auges Traum.
Dann treibt der Wind kein rasselnd Laub
Durch brauner Heiden Wirbelstaub;
Wie halb bezwungne Seufzer wallen,
Nur leis die zarten Nadeln fallen,
Als wagten sie zu flüstern kaum.
Der Tag bricht an; noch einsam steht
Das Sonnenrund am Firmament;
Am Strahl, der auf und nieder streicht,
Gemach der Erdbeerbaum entbrennt;
Noch will das Genzian nicht wagen
Die dunkeln Wimper aufzuschlagen;
Noch schläft die Luft im Nebeldicht.
Welch greller Schrei die Stille bricht?
Der Auerhahn begrüßt das Licht;
Er schaukelt, wiegt sich, macht sich breit,
Er putzt sein stattlich Federkleid,
Und langsam streckt ihr stumpf Gesicht
Marmotte aus hohlen Baumes Nacht:
Das Leben, Leben ist erwacht;
Die Geier pfeifen, Birkhahn ruft,
Schneehühner flattern aus der Kluft;
Die Fichten selbst, daß keiner säume,
Erzahlen flüsternd sich die Traume.
Und durch Remi geht überall
Ein dumpf Gemurr von Stall zu Stall.