Mit uns allen geht es ex;
„Trägst du noch so hoch den Scheitel“,
Spricht ein alter Versifex,
„Unter der Sonn ist alles eitel.“
Brutus, Cassius sind ex,
Die es einst so toll getrieben,
Und ich hab an meinen Rex
Keine Briefe mehr geschrieben.
Mit dem stolzen Flug ist’s ex,
Aus ist’s mit den Sturmgesängen;
An dem Leim des goldnen Drecks
Bleiben jetzt die Spatzen hängen.
Einer nach dem andern schleicht
Sich vom Tanze – die Poeten
Werden klug – man kann so leicht
Einen Fuß sich übertreten.
Pauken und Trompetenschall
Ist verstummt; nur leise, leise
Klingt es noch – der Karneval
Geht zu Ende – glückliche Reise!
Wär’s nur mit der vollen Kraft,
Wär’s nur mit den vollen Gluten,
Mit der vollen Leidenschaft,
Daß man taucht in Lethes Fluten!
Doch das Leben kühlt uns ab,
Langsam, eh wir drunten liegen,
Daß wir nicht im feuchten Grab
Noch einmal den Schnupfen kriegen.
II
Deine Schuhe drücken dich,
Und du schaust nach höhern Sternen,
Schauest höher noch als ich
In die nebelgrausten Fernen.
Und du sprichst: „Mein Auge hängt
Nicht mehr an der Erde Brüsten,
Höher als die Milchstraß drängt
Mich ein heimatlich Gelüsten.
Von dem Meere stammt sie her,
Und das Meer hat viele Klippen;
Bitter, bitter wie das Meer
Schmecken Aphrodites Lippen.
Hab die Erdenschönheit satt,
Auch die Frau im Marmelsteine,
Ach! die keine Arme hat,
Mir zu helfen!“ – Lieber Heine,
Sing und stirb! Unsterblich wacht
Doch die arme Dichterseele;
Mitten durch die Todesnacht
Schluchzt ihr Lied die Philomele.
Sing und stirb! und fluche nicht
Dieser Erde Rosenlauben!
Teurer Dichter, suche nicht
Trost in einem Seehundsglauben!
Sing und stirb! Wir sorgen schon,
Daß kein Atta Troll dir schade;
Schwebe hin, Anakreon,
Zu der Seligen Gestade!
Rasch vorbei am Höllensumpf!
Hör nicht das Koax! und trage
Deine Lieder im Triumph
In des Pluto Dichterwaage!
Grüß den Aristophanes
Dort auf Asphodeloswiesen;
Ich hier oben will indes
Deinen Lorbeer fromm begießen.