Jubelnd ist der Tag erschienen,
Schwingt den Goldpokal der Sonne,
Gießt auf Berg und Tal berauschend
Nieder seine Strahlenwonne.
In den Lüften aufzutauchen
Darf kein Wölkchen sich getrauen,
Auf das Glück der treuen Liebe
Will der ganze Himmel schauen.
Nur die Lerchen, Freude singend,
Steigen auf im Morgenglanze,
Trunken von den Strahlengüssen
Jauchzt die Welle der Durance. –
In dem Garten, wo vor Jahren
Gingen in der Schattenkühle
Klara Hebert und Johannes
Mit verschwiegenem Gefühle;
Wo die lauten Nachtigallen
Süß verräterische Lieder
Sangen auf den grünen Zweigen:
Wandeln sie auch heute wieder.
Und in seliger Verschlingung
Kehren sie zum trauten Orte,
Wo vor Jahren ihre Liebe
Fand die ersten, leisen Worte.
Klara blüht in neuer Schöne,
Rosen, Fremdlinge seit lange,
Kehrten schüchtern heute wieder
Auf die freudenhelle Wange.
Nach dem hohen Felsenhause,
Das nun wieder wüst und einsam,
Wandeln Klara, ihre Mutter
Und Johannes froh gemeinsam.
Selbst die rauhen, öden Klippen
Hält die Freude jetzt umschlungen;
Nur wie leichte Nebel schleichen
Durchs Gestein Erinnerungen.
Als sie treten in das düstre
Und verhängnisvolle Zimmer,
Treffen die erstaunten Frauen
Kruzifix und Kerzenschimmer.
Und dem Priester, der sie grüßet,
Harrt am Munde schon der Segen;
Auch der alte treue Marko
Eilt der Jungfrau froh entgegen. –
Klara trug das goldne Ringlein
Auf der stillen Herzenswunde,
Das ihr scheidend einst gegeben
Johann in der bangen Stunde.
Den Smaragd am Ringe damals
Sah das Volk gar hell erglänzen,
Mit prophetischem Gemahnen
An das Grün von Myrtenkränzen.