Herr Heinrich Guise schrieb. Da rauscht Gewand-
Es war sein Lieb, das aus der Kirche kam,
Sein zärtlich Lieb, dem schäkernd aus der Hand
Er das mit Gold beschlagne Meßbuch nahm.
Er blättert‘ drin. Hell war’s von Farbenglut
Und keck verschlungner Arabeskenzier-
„Geliebter, dich verdirbt dein Übermut!
Hinweg! Entflieh von hier!
Du bist zu hoch! Der König, feig und schlau,
Bebt wie ein Kind vor deinen mächt’gen Braun!
Dich haßt er tödlich – glaub es einer Frau!
Ihn sah ich lächeln jüngst – mich schüttelt Graun!“
Zur Feder griff er. „Flora, schlanke Fei!
Wie könnt ich leben“, seufzt er, „fern von dir?“
Und schrieb ins Meßbuch, wo die Zeile frei:
Mourir –
„Versuche Gott nicht! Das Verderben reift!
Hinweg aus Blois! Mein Alles, Schmerz und Lust!
Ich weiß: in diesem Augenblicke schleift
Der Meuchelmord ein Schwert für deine Brust!“
In ihrem Büchlein schrieb er ruhig fort,
Soviel ihm Raum gewährte das Papier,
Als wär’s ein auferbaulich Bibelwort:
– Ou parvenir!
„Mich so zu quälen! Schlimm hat mir geträumt!
Mein Gott! Du wandest dich in Todesschmerz!
Hinweg! Jetzt! Heute! Hörst du? Nicht gesäumt!“
Die Bange zog er kosend an das Herz,
Sie senkte des betränten Auges Glanz
In kühnen Zügen stand der Spruch vor ihr,
Umrankt von einem üpp’gen Blumenkranz:
Mourir ou parvenir!