1824
Den ein allzufrüh Ermatten
Um der Jugend Rest betrogen,
Lasset uns den Freund bestatten,
Den wir, wenn auch fern erzogen,
Lieb, wie einen Bruder, hatten.
Ach, es lockten heim’sche Bande,
Lockten aus Hesperiens Eden,
Vom erhabnen Tiberstrande,
Wieder ihn ins teure Schweden,
Nach dem frommen Vaterlande!
Aber, eilendes Verderben,
Du vergönntest nicht dem Armen,
Um das letzte Glück zu werben,
In den schwesterlichen Armen,
An der Mutter Brust zu sterben!
Schauernd in der Morgenstunde,
Bei dem Schalle fremder Glocken,
Senken hier wir ihn zu Grunde,
Senden, ach! nur wen’ge Locken
Nach dem allzufernen Sunde.
Beßres läßt sich nichts gewähren
Jenen, die so viel ertragen:
Ihre Sehnsucht quillt in Zähren,
Schwillt in Seufzern, stürmt in Klagen,
Die sich ewig neu gebären!
Eh der Lenz dir Frist gegeben,
Ließ, o Freund, dein allzukarges
Lebenslos dich uns entschweben,
Und den Deckel deines Sarges
Zieren Rosen ohne Leben.
O wie zog es dich nach jenen
Tagen hin, wo laue Winde
Weichgeflaumte Flügel dehnen!
Nach der ersten Knospenrinde
Lockte dich dein letztes Sehnen!
Noch bei seinem mattern Pochen
Hat vielleicht das Herz des Kranken,
Eh der starre Blick gebrochen,
Unaussprechliche Gedanken
Mit den Seinen still gesprochen!
Diese Lieben zu ermuten,
Säuselt aus dem Schoß der Grüfte
Noch ein Lebewohl des Guten:
Haschet es, ihr Frühlingslüfte,
Tragt es über Land und Fluten!