Gedichte An einen Ultra

1831

Du rühmst die Zeit, in welcher deine Kaste
Genoß ein ruhig Glück?
Was aber, außer einer Puderquaste,
Ließ jene goldne Zeit zurück?

Kann bloß Vergangnes dein Gemüt ergötzen,
Nicht frische, warme Tat?
Was blickst du rückwärts nach den alten Götzen,
Wie Julian, der Apostat?

Es führt die Freiheit ihren goldnen Morgen
Im Strahlenglanz herbei!
Im Finstern, sagst du, schlich sie lang verborgen:
Das war die Schuld der Tyrannei.

Wer spräche laut, wenn’s ein Despot verwehret,
Der Allen schließt den Mund?
Selbst Christi Wort, das alle Welt verehret,
War lang nur ein geheimer Bund.

Nicht Böse bloß verbergen ihre Taten,
Auch Tugend hüllt sich ein:
Das Vaterland, auf offnem Markt verraten,
Weint seine Träne ganz allein!

Den Herrscher, sagst du, soll ein Zepter zieren,
Das unumschränkt befiehlt,
Als stünd ein Mensch er zwischen wilden Tieren,
Nach denen seine Flinte zielt!

Du willst der Rede setzen ihre Schranke,
Einkerkern Schrift und Wort?
Umsonst! Es wälzt sich jeder Glutgedanke
Bacchantisch und unsterblich fort!

Umsonst, Verstockter, tadelst du das Neue,
Allmächtig herrscht die Zeit:
Zwar eine schöne Tugend ist die Treue,
Doch schöner ist Gerechtigkeit!

Und ist es neu, was einst der Weltgemeinde
Freiheit verliehn und Glanz,
Vor jenem fünften Karl und seinem Feinde,
Dem schnöden Unterdrücker Franz?

Und sollt ich sterben einst wie Ulrich Hutten,
Verlassen und allein,
Abziehn den Heuchlern will ich ihre Kutten:
Nicht lohnt’s der Mühe, schlecht zu sein!


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