Gedichte Kloster Königsfelden

1816

In der Kapelle Wölbung trat ich ein,
Verödet feiernd nun ins Ketzers Land;
Kein Priester opfert mehr hier Brot und Wein,
Kein weißer Knabe geht ihm fromm zur Hand.

Schlicht ist die Wand und ohne Schmuck und Gold,
Doch stellt in Bildern sie den tapfern Chor,
Den gegen Sempach führte Leopold,
Und der des Heldentods sich freute, vor.

Bei Jedem seht ihr Wappen, Nam und Schild,
Und knieend flehn sie hier um Gottes Huld;
In ihrer Mitte hangt des Führers Bild:
Du stolzes Herz, du hast gebüßt die Schuld!

Du hast erfahren, was ein Volk vermag,
Das für den eignen Herd die Fahne trägt:
So sterbe Jeder bis auf diesen Tag,
Wer einen freien Mann in Ketten schlägt!

Und hier, wo sonst sich ein Altar erhub,
Erlag ein andrer mächtiger Tyrann:
Im falschen Busen seines Ohms begrub
Den vatermörderischen Dolch Johann.

Im Tode brach hier Alberts harter Sinn,
Der seinem Volk Freiheit verhielt und Recht;
Allein der Ungarn stolze Königin
Verdarb die Mörder und ihr ganz Geschlecht.

Selbst Greis und Säugling unterlag der Wut;
Es schwur die Königin, als wär’s in Tau,
Zu baden sich in ihrer Feinde Blut:
Hebt sich so wild der Busen einer Frau?

Dies Kloster bauend, wo der Vater starb,
Belud Altäre sie mit fremdem Raub,
Wo im Gebet sie um den Himmel warb;
Doch solchen Taten ist der Himmel taub!


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