Gedichte Weltweisheit

Wir waren Philister und merkten es, wie
Die Kräfte des Geistes erschlafften;
Da warfen wir uns auf die Philosophie.
Die tiefste der Wissenschaften.

Da haben wir gründlich uns eingeprägt
Die Sprüche der großen Gelehrten;
Und was man im Fleisch und im Blute trägt.
Das weiß man dann auch zu verwerten.

Erschöpfe die Stunden, genieße die Zeit,
Laß Katzen und Hunde verzagen.
Die Reue, den Fluch und die Niedrigkeit,
Wir lernten es stoisch ertragen.

Als Stoiker lebten wir über Tag,
Kein Staubgeborner stand höher;
Doch wenn die Nacht auf den Bergen lag,
Dann wurden wir Epikuräer.

So flossen die Jahre der Jugend dahin,
Die Schöpfung ein blühender Garten,
Mit duftigen Blumen und Mädchen darin
Von allen exotischen Arten.

Und wenn uns dann schließlich die Kraft gebricht,
Zu frönen unsern Gelüsten,
Dann beugen das Haupt wir noch lange nicht,
Dann werden wir Pessimisten.

Dann spotten wir über die eitle Welt,
Und der Menschheit kleinliches Trachten,
Dann lernen wir, was uns zu sauer fällt,
Aus tiefster Seele verachten.

Dann hebe die Schwingen, Phantasie,
Zu jenen himmlischen Höhen,
Zu jenen Gegenden, die noch nie
Ein sterbliches Auge gesehen.

Dort, wo ein rosiges Morgenrot
Den fernen Äther entzündet,
Hat sich Frau Eva nach ihrem Tod
Ein neues Eden gegründet.

Es scharrte mein Musengaul vor der Tür,
Da bin ich aufgestiegen,
Da flog ich, Liebchen, zu dir, zu dir,
In deinen Armen zu liegen.

Und als ich mich sonnte in deinem Blick,
War Angst und Not verschwunden.
Da hab ich das irdische Liebesglück
Weit süßer als je gefunden.

Das Eis zerschmolz, das Herz ward weit
Und jubelte Frühlingslieder.
Und mit der jungen Begehrlichkeit
Kam die junge Gesundheit wieder.

Laut jauchzt ich auf aus voller Brust:
O laß mich bei dir bleiben,
In deiner unvergänglichen Lust
Auf ewig mich zu betäuben!

Da kracht der Himmel, die Erde bebt,
Es donnert die Atmosphäre,
Und meine sündige Seele verschwebt
In duftige, luftige Leere.


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