Gruß an Wilhelm Junkmann

Mein Lämpchen zuckt, sein Docht verglimmt, Die Funken knistern im Kamine, Wie eine Nebeldecke schwimmt Es an des Saales hoher…


Nach fünfzehn Jahren

Wie hab‘ ich doch so manche Sommernacht, Du düstrer Saal, in deinem Raum verwacht! Und du, Balkon, auf dich bin…


Das Haus in der Heide

Wie lauscht, vom Abendschein umzuckt, Die strohgedeckte Hütte, – Recht wie im Nest der Vogel duckt, – Aus dunkler Föhren…


Der Graue

Im Walde steht die kleine Burg, Aus rohem Quaderstein gefugt, Mit Schart‘ und Fensterlein, wodurch Der Doppelhaken einst gelugt; Am…


Poesie

Frägst du mich im Rätselspiele, Wer die zarte lichte Fei, Die sich drei Kleinoden gleiche Und ein Strahl doch selber…


Der Todesengel

’s gibt eine Sage, daß wenn plötzlich matt Unheimlich Schaudern einen übergleite, Daß dann ob seiner künft’gen Grabesstatt Der Todesengel…


Die Stubenburschen

Sie waren beide froh und gut, Und mochten ungern scheiden; Die Jahre fliehn, es lischt der Mut, Der Tag bringt…


Alte und neue Kinderzucht

1 In seiner Buchenhalle saß ein Greis auf grüner Bank, Vor ihm, in grünlichem Pokal, der Rebe Feuertrank; Zur Seite…


Kurt von Spiegel

O frommer Prälat, was ließest so hoch Des Marschalks frevlen Mut du steigen! War’s seine Gestalt deren Adel dich trog,…


Die Stadt und der Dom

Eine Karikatur des Heiligsten „Der Dom! der Dom! der deutsche Dom! Wer hilft den Kölner Dom uns baun!“ So fern…


Dichters Naturgefüh

L Es war an einem jener Tage, Wo Lenz und Winter sind im Streit, Wo naß das Veilchen klebt am…


Was bleibt

Seh ich ein Kind zur Weihnachtsfrist, Ein rosig Kind mit Taubenaugen, Die Kunde von dem kleinen Christ Begierig aus den…


Der Hünenstein

Zur Zeit der Scheide zwischen Nacht und Tag, Als wie ein siecher Greis die Heide lag Und ihr Gestöhn des…


Not

Was redet ihr so viel von Angst und Not, In eurem tadellosen Treiben? Ihr frommen Leute, schlagt die Sorge tot,…


Brennende Liebe

Und willst du wissen, warum So sinnend ich manche Zeit, Mitunter so töricht und dumm, So unverzeihlich zerstreut, Willst wissen…


Der Fundator

Im Westen schwimmt ein falber Strich, Der Abendstern entzündet sich Grad‘ überm Sankt Georg am Tore; Schwer haucht der Dunst…


Das Fegefeuer des westfälischen Adels

Wo der selige Himmel, das wissen wir nicht, Und nicht, wo der greuliche Höllenschlund, Ob auch die Wolke zittert im…


Guten Willens Ungeschick

Du scheuchst den frommen Freund von mir, Weil krank ich sei und sehr bewegt, Mein hell und blühend Lustrevier Hast…


Vanitas Vanitatum!

R. i. p. Ihr saht ihn nicht im Glücke, Als Scharen ihm gefolgt, Mit einem seiner Blicke Er jeden Haß…


Das Eselein

Auf einem Wiesengrund ging einmal Ein muntres Rößlein weiden, Ein Schimmelchen war’s, doch etwas fahl, Sein Äußeres nenn‘ ich bescheiden,…


Bajazet

Der Löwe und der Leopard Die singen Wettgesänge, Glutsäulen heben Wettlauf an, Und der Samum ihr Herold. O Sonne, birg…


Der Brief aus der Heimat

Sie saß am Fensterrand im Morgenlicht, Und starrte in das aufgeschlagne Buch, Die Zeilen zählte sie und wußt‘ es nicht,…


Die beschränkte Frau

Ein Krämer hatte eine Frau, Die war ihm schier zu sanft und milde, Ihr Haar zu licht, ihr Aug‘ zu…


Der Strandwächter am deutschen Meere

Und sein Neffe vom Lande „Sieben Nächte stand ich am Riff Und hörte die Woge zerschellen, Taucht kein Segel, kein…


Der Barmekiden Untergang

„Reiche mir die Blutorange Mit dem saßen Zauberdufte, Sie die von den schönsten Lippen Ihre Nahrung hat geraubt. Sagt‘ ich…


Mein Beruf

„Was meinem Kreise mich enttrieb, Der Kammer friedlichem Gelasse?“ Das fragt ihr mich als sei, ein Dieb, Ich eingebrochen am…


Das öde Haus

Tiefab im Tobel liegt ein Haus, Zerfallen nach des Försters Tode, Dort ruh ich manche Stunde aus, Vergraben unter Rank‘…


Meister Gerhard von Köln

Ein Notturno Wenn in den linden Vollmondnächten Die Nebel lagern überm Rhein, Und graue Silberfäden flechten Ein Florgewand dem Heil’genschrein:…


An die Schriftstellerinnen in Deutschland und Frankreich

Ihr steht so nüchtern da gleich Kräuterbeeten – Und ihr gleich Fichten die zerspellt von Wettern – Haucht wie des…


Die Verbannten

Ich lag an Bergeshang, Der Tag war schon gesunken, In meine Wimper drang Des Westen letzter Funken. Ich schlief und…


Das Hirtenfeuer

Dunkel, Dunkel im Moor, Über der Heide Nacht, Nur das rieselnde Rohr Neben der Mühle wacht, Und an des Rades…


Am Bodensee

Über Gelände, matt gedehnt, Hat Nebelhauch sich wimmelnd gelegt, Müde, müde die Luft am Strande stöhnt, Wie ein Roß, das…


Die Gaben

Nie fand, so oft auch scherzend ward gefragt, Ich einen Mann, vom Grafen bis zum Schneider, Der so bescheiden oder…


Das Fräulein von Rodenschild

Sind denn so schwül die Nächt‘ im April? Oder ist so siedend jungfräulich Blut? Sie schießt die Wimper, sie liegt…


Des alten Pfarrers Woche

Sonntag Das ist nun so ein schlimmer Tag, Wie der April ihn bringen mag Mit Schlacken, Schnee und Regen. Zum…


Meine Toten

Wer eine ernste Fahrt beginnt, Die Mut bedarf und frischen Wind, Er schaut verlangend in die Weite Nach eines treuen…


Das Spiegelbild

Schaust du mich an aus dem Kristall, Mit deiner Augen Nebelball, Kometen gleich die im Verbleichen; Mit Zügen, worin wunderlich…


Die rechte Stunde

Im heitren Saal beim Kerzenlicht, Wenn alle Lippen sprühen Funken, Und gar vom Sonnenscheine trunken, Wenn jeder Finger Blumen bricht,…


Die Jagd

Die Luft hat schlafen sich gelegt, Behaglich in das Moos gestreckt, Kein Rispeln, das die Kräuter regt, Kein Seufzer, der…


Meine Sträuße

Sooft mir ward eine liebe Stund‘ Unterm blauen Himmel im Freien, Da habe ich, zu des Gedenkens Bund, Mir Zeichen…


Im Moose

Als jüngst die Nacht dem sonnenmüden Land Der Dämmrung leise Boten hat gesandt, Da lag ich einsam noch in Waldes…


Die Schenke am See

An Levin S. Ist’s nicht ein heitrer Ort, mein junger Freund, Das Weine Haus, das schier vom Hange gleitet, Wo…


Die Krähen

Heiß, heiß der Sonnenbrand Drückt vom Zenit herunter, Weit, weit der gelbe Sand Zieht sein Gestäube drunter; Nur wie ein…


Der Traum

An Amalie H. Jüngst hab‘ ich dich gesehn im Traum, So lieblich saßest du behütet, In einer Laube grünem Raum,…


Der Heidemann

„Geht, Kinder, nicht zu weit ins Bruch, Die Sonne sinkt, schon surrt den Flug Die Biene matter, schlafgehemmt, Am Grunde…


Fragment

Savoyen, Land beschneiter Höhn, Wer hat dein kräftig Bild gesehn, Wer trat in deiner Wälder Nacht, Sah auf zu deiner…


Der kranke Aar

Am dürren Baum, im fetten Wiesengras Ein Stier behaglich wiederkäut‘ den Fraß; Auf niederm Ast ein wunder Adler saß, Ein…


Die Schmiede

Wie kann der alte Apfelbaum So lockre Früchte tragen, Wo Mistelbüsch‘ und Mooses Flaum Aus jeder Ritze ragen? Halb tot,…


Der Tod des Erzbischofs Engelbert von Köln

Der Anger dampft, es kocht die Ruhr, Im scharfen Ost die Halme pfeifen, Da trabt es sachte durch die Flur,…


Vorgeschichte (Second sight)

Kennst du die Blassen im Heideland, Mit blonden flächsenen Haaren? Mit Augen so klar wie an Weihers Rand Die Blitze…


Die Vendetta

I Ja, einen Feind hat der Kors‘, den Hund, Luigi, den hagern Podesta, Der den Ohm, so stark und gesund,…


Die Nadel im Baume

Vor Zeiten, ich war schon groß genug, Hatt‘ die Kinderschuhe vertreten, Nicht alt war ich, doch eben im Zug‘ Zu…


Die Vogelhütte

Regen, Regen, immer Regen! will nicht das Geplätscher enden, Daß ich aus dem Sarge brechen kann, aus diesen Bretterwänden? Sieben…


Das vierzehnjährige Herz

Er ist so schön! – sein lichtes Haar Das möcht‘ ich mit keinem vertauschen, Wie seidene Fäden so weich und…


Die Unbesungenen

’s gibt Gräber wo die Klage schweigt, Und nur das Herz von innen blutet, Kein Tropfen in die Wimper steigt,…


Nachruf an Henriette von Hohenhausen

An deinem Sarge standen wir, Du fromme milde Leidenspalme, Wir legten in die Hände dir Des Lenzes linde Blütenhalme; An…


Am Weiher

Ein milder Wintertag An jenes Waldes Enden, Wo still der Weiher liegt Und längs den Fichtenwänden Sich lind Gemurmel wiegt:…


Das alte Schloß

Auf der Burg haus‘ ich am Berge, Unter mir der blaue See, Höre nächtlich Koboldzwerge, Täglich Adler aus der Höh‘,…


Katharine Schücking

Du hast es nie geahndet, nie gewußt, Wie groß mein Lieben ist zu dir gewesen, Nie hat dein klares Aug‘…


Der Schloßelf

In monderhellten Weihers Glanz Liegt brütend wie ein Wasserdrach‘ Das Schloß mit seinem Zackenkranz, Mit Zinnenmoos und Schuppendach. Die alten…


Die Vergeltung

I Der Kapitän steht an der Spiere, Das Fernrohr in gebräunter Hand, Dem schwarzgelockten Passagiere Hat er den Rücken zugewandt….


Ungastlich oder nicht?

(In Westfalen) Ungastlich hat man dich genannt, Will deinen grünsten Kranz dir rauben, Volk mit der immer offnen Hand, Mit…


An die Weltverbesserer

Pochest du an – poch nicht zu laut, Eh du geprüft des Nachhalls Dauer. Drückst du die Hand – drück…


Die Steppe

Standest du je am Strande, Wenn Tag und Nacht sich gleichen, Und sahst aus Lehm und Sande Die Regenrinnen schleichen…


Sit illi terra levis!

So sonder Arg hast du in diesem Leben Mich deinen allerbesten Freund genannt, Hast mir so oft gereicht die hagre…


Nach dem Angelus Silesius

Des Menschen Seele du, vor allem wunderbar, Du Alles und auch Nichts, Gott, Priester und Altar, Kein Pünktchen durch dich…


Die Schulen

Kennst du den Saal? ich schleiche sacht vorbei, „Der alte Teufel tot, die Götter neu“ – Und was man Großes…


An Elise

Am 19. November 1843 Du weiße es lange wohl wie wert du mir, Was sollt‘ ich es nicht froh und…


Das Liebhabertheater

Meinst du, wir hätten jetzt Dezemberschnee? Noch eben stand ich vor dem schönsten Hain, So grün und kräftig sah ich…


Der Teetisch

Leugnen willst du Zaubertränke, Lachst mir höhnisch in die Zähne, Wenn Isoldens ich gedenke, Wenn Gudrunens ich erwähne? Und was…


Der Mutter Wiederkehr

Du frägst mich immer von neuem, Marie, Warum ich mein Heimatland Die alten lieben Gebilde flieh Dem Herzen doch eingebrannt?…


Stammbuchblätter

1. Mit Lauras Bilde Im Namen eines Freundes Um einen Myrtenzweig sich zu ersingen Schickt seinen Schwan Petrarca Lauren nach,…


Der Knabe im Moor

O schaurig ist’s übers Moor zu gehn, Wenn es wimmelt vom Heiderauche, Sich wie Phantome die Dünste drehn Und die…


Neujahrsnacht

Im grauen Schneegestöber blassen Die Formen, es zerfließt der Raum, Laternen schwimmen durch die Gassen, Und leise knistert es im…


Locke und Lied

Meine Lieder sandte ich dir, Meines Herzens strömende Quellen, Deine Locke sandtest du mir, Deines Hauptes ringelnde Wellen; Hauptes Welle…


Die Bank

Im Parke weiß ich eine Bank, Die schattenreichste nicht von allen, Nur Erlen lassen, dünn und schlank, Darüber karge Streifen…


Der Weiher

Er liegt so still im Morgenlicht, So friedlich, wie ein fromm Gewissen; Wenn Weste seinen Spiegel küssen, Des Ufers Blume…


Die junge Mutter

Im grün verhangnen duftigen Gemach, Auf weißen Kissen liegt die junge Mutter; Wie brennt die Stirn! Sie hebt das Auge…


Die Stiftung Cappenbergs

Der Mond mit seinem blassen Finger Langt leise durch den Mauerspalt, Und koset, streifend längs dem Zwinger, Norbertus‘ Stirne feucht…


Die Schwestern

I Sacht pochet der Käfer im morschen Schrein, Der Mond steht über den Fichten. „Jesus Maria, wo mag sie sein!…


Clemens von Droste

An seinem Denkmal saß ich, das Getreibe Des Lebens schwoll und wogt‘ in den Alleen, Ich aber mochte nur zum…


Ein Sommertagstraum

Im tiefen West der Schwaden grollte, Es stand die Luft, ein siedend Meer, An meines Fensters Vorhang rollte Die Sonnenkugel,…


Abschied von der Jugend

Wie der zitternde Verbannte Steht an seiner Heimat Grenzen, Rückwärts er das Antlitz wendet, Rückwärts seine Augen glänzen, Winde die…


Der zu früh geborene Dichter

Acht Tage zählt‘ er schon, eh ihn Die Amme konnte stillen, Ein Würmchen, saugend kümmerlich An Zucker und Kamillen. Statt…


Der Geierpfiff

„Nun still! – Du an den Dohnenschlag! Du links an den gespaltnen Baum! Und hier der faule Fetzer mag Sich…


Die Mergelgrube

Stoß deinen Scheit drei Spannen in den Sand, Gesteine siehst du aus dem Schnitte ragen, Blau, gelb, zinnoberrot, als ob…


Junge Liebe

Über dem Brünnlein nicket der Zweig, Waldvögel zwitschern und flöten, Wild Anemon‘ und Schlehdorn bleich Im Abendstrahle sich röten, Und…


Der Graf von Thal

Das war der Graf von Thal, So ritt an der Felsenwand; Das war sein ehlich Gemahl, Die hinter dem Steine…


Die Taxuswand

Ich stehe gern vor dir, Du Fläche schwarz und rauh, Du schartiges Visier Vor meines Liebsten Brau, Gern mag ich…


Am Turme

Ich steh auf hohem Balkone am Turm, Umstrichen vom schreienden Stare, Und laß gleich einer Mänade den Sturm Mir wühlen…


Der Prediger

Langsam und schwer vom Turme stieg die Klage, Ein dumpf Gewimmer zwischen jedem Schlage, Wie Memnons Säule weint im Morgenflor….


Vor vierzig Jahren

Da gab es doch ein Sehnen, Ein Hoffen und ein Glühn, Als noch der Mond „durch Tränen In Fliederlauben“ schien,…


Die beste Politik

Von allem was zu Leid und Frommen Bisher das Leben mir gebracht, Ist manches unverhofft gekommen, Und manches hatt‘ ich…


Der Säntis

Frühling Die Rebe blüht, ihr linder Hauch Durchzieht das tauige Revier, Und nah‘ und ferne wiegt die Luft Vielfarb’ger Blumen…


Die Lerche

Hörst du der Nacht gespornten Wächter nicht? Sein Schrei verzittert mit dem Dämmerlicht, Und schlummertrunken hebt aus Purpurdecken Ihr Haupt…


Instinkt

Bin ich allein, verhallt des Tages Rauschen Im frischen Wald, im braunen Heideland, Um mein Gesicht die Gräser nickend bauschen,…


Ein braver Mann

Noch lag, ein Wetterbrodem, schwer Die Tyrannei auf Deutschlands Gauen, Die Wachen schlichen scheu umher, Die Menge schlief in dumpfem…