Gedichte Eine Geusenwacht

Es war bei einem Zapfer
Im Weichbild Rotterdams,
Da becherten sie tapfer
In Federhut und Wams.
Sie ritten nach Blissingen,
Und wollten ziehn vor Tag;
Mit Trinken und mit Singen
Hält man sich leichtlich wach.

Die Maas ist zugefroren,
Von Eis glänzt jede Gracht.
Den Mantel um die Ohren,
Steht vor der Tür die Wacht.
Eiszapfen, Schneegeträufel
Liebt auch kein Hell’bardier!
„Die Zapfen hol‘ der Teufel!
Den Zapfen lob‘ ich mir!“

Doch drinnen, aufzutauen
Den Frierer auf der Hut,
Schallt’s: „Wilhelm von Nassauen
Bin ich, von deutschem Blut.
Ein Prinze von Oranien
Bin ich frei unverwehrt!
Den König von Hispanien
Hab‘ ich allzeit geehrt.“

Er stellt sich vor die Scheiben
Und schaut in das Gemach:
Da ist ein wüstes Treiben,
Da spricht man von der Sach‘,
Für die man ziehn und fechten,
Und Blut will lassen gern.
Sie reden und sie rechten,
Die knebelbärt’gen Herrn.

Gescheuert an den Wänden
Reihn sich die Fässer blank;
Die Wirtin mit behenden
Schenkmädchen übt den Schank.
Ihr Haar schmückt statt des Bandes
Ein Goldblech, kriegrisch schier;
Der Frauen dieses Landes
Gewohnte Schläfenzier.

Das eilt sich – an den Tischen
Wird oft der Krug geleert;
Da sitzen die Reiter, zwischen
Den Knien ihr gutes Schwert.
Wohl ist des Hutes Feder
Von Pulverdampf vergilbt:
Doch keck hat ihn ein jeder
Aufs blonde Haar gestülpt;

Und keck wird er geschwungen,
Der Wein spritzt in die Höh‘,
Von fünfundzwanzig Zungen
Vernimmt man: „Vivent les Gueux!“
Und wenn die Krüge tröpfeln,
Wenn jeder Kelch geleert,
Dann werden mit den Klöpfeln
Die Gläser umgekehrt.

Dann gibt’s ein helles Klingen,
Dann werden Glocken draus,
Dann läuten sie mit Singen
König und Herzog aus.
Dann greift ein jeder Reiter
Von selbst nach seinem Schwert,
Dann singt ein jeder Läuter,
Daß man es weithin hört:

„Rasch, siebenzehn Provinzen,
Stellt euch nun auf den Fuß!
Empfanget nun den Prinzen
Mit freundelichem Gruß!
Stellt euch zu sein’n Panieren,
Jeder als treuer Mann!
Tut helfen verlogieren
Duc d’Alve, den Tyrann!

Nicht um euch zu verderben,
Kommt er, dies treulich glaubt!
Er läßt euch wiedrum erben,
Was man euch hat geraubt.
Zu gut dem König von Spanien
Tut offenen Beistand
Dem Prinzen von Oranien,
Als seinem Leutenant.

Sein‘ Trommeln und Trompeten
Bringen euch kein Dangier!“ –
„Das klebt am Tisch wie Kletten!“
Spricht da der Hell’bardier.
Er ruft: „Nun laßt uns jagen
Zum Grafen von Lumé!
Es fängt schon an zu tagen,
Auch leuchtet uns der Schnee!“

Sie hören auf zu schellen!
„Ruft der uns schon zu Hauf?“
Sie ziehen aus den Ställen
Die Ross‘ und sitzen auf.
Es geht im scharfen Trotte
Durch die bereifte Früh‘;
Gen Süden von der Rotte
Zur Schelde traben sie.


1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (1 votes, average: 5,00 out of 5)

Gedichte Eine Geusenwacht - Freiligrath