eine Schnitteridylle
Lindere Luft begann die müden Erndter zu kühlen,
Und das Gold der sinkenden Sonn‘ umbebte die Ähren,
Und die ragenden Garben, als Schnitter Christel sein Hannchen
Rief zum duftenden Busch, wo tausend ländliche Grillen
Liebe zirpten und Ruh. Sie waren beide verlobet,
Harrten beide der Stunde der frohen Vermählung entgegen.
Christel hatt‘ ihr bereits zum Pfand der bräutlichen Treue
Eine Bibel geschenkt, und ein vergoldetes Psalmbuch,
Und das liebende Mädchen zur Gegengabe dem Jüngling
Einen prunkenden Hut, und stattliche Bräutigamshemde.
Von der Abendkühle des dämmernden Strauches umsäuselt,
Ruhte das glückliche Paar, indeß die Schnitter und Mädchen
Ihre Kleider suchten, sich haschten, und scherzten, und sangen.
Bald beginnet der Tag des Hochzeitkranzes, o Hannchen,
Bald, bald nenn ich dich Weib, und theile die Sorgen der Wirthschaft,
Hannchen, Hannchen, mit dir! Bewehn die Winde die Stoppeln,
Rötheln die Äpfel des Wipfels uns heller entgegen, und frischer,
Dann beginnet der Tag des Hochzeitkranzes, o Hannchen!
Jede kommende Nacht umschwebt mich dein lächelndes Bildniß,
Bald im Hochzeitgeschmuck, von rothen Bändern umflattert,
Bald im Schnitterhütgen, und blauem Kranze der Erndte.
Dann erwach ich, und hasche dein Bild, und horche der Grille,
Und ein Seufzer entfliegt zu deiner einsamen Hütte.
Lieber Christel, lispelte Hannchen, und drückt‘ ihm die Hände,
Und verstummt‘ ein Weilchen. Wie meinen Vater und Mutter
Lieb‘ ich dich, Christel, und will, so lang ich athme, dich lieben!
Alles wird mir so werth, was deine Hände berühren,
Als ein Pathengeschenk. Seit du mir die Bibel gegeben,
Les‘ ich so häufig darin, und zeichne die schönen Geschichten
Von Rebecca, und Rahel und Judith mit goldenen Bildern.
Schon entstieg der freundliche Mond dem Thaugewölke,
Und die zitternden Weizenwogen schwammen im Silber;
Da ergriffen die Schnitter die Sensen, und schäkerten Christeln
Aus dem trauten Geschwäz mit seinem liebenden Hannchen.