Gedichte Orest und Pylades

Strophis, König von Phokis,
Erzog Orest und Pylades.
Hand in Hand gingen die Knaben,
Brust an Brust schliefen die Knaben,
Mund an Mund sangen die Knaben.
Sie warfen ihre Sehnsucht und den Diskos
Gleich weit. Und stoben
Im Viergespann als Sieger durch das Ziel.

Da wollte es Ananke, dass die Eumeniden
Orest befielen und sein Hirn
Wie Hunde fleischten.

Im Heiligtum zu Delphi
Orestes lag ermattet.
Um seine Stirne stürmten
Die Göttinnen der Nacht.
Die Fledermäuse kreischten
Und die Erinnyen sangen:
Die Mutter ist erschlagen,
Die Mörderin des Vaters;
Der Mord hat Mord geboren:
Der Mörder sei gefällt!

Die Menschen flohn entsetzt. Nur Pylades
Blieb bei dem Freund und liebte
Den Mörder wie den Schöpfer er geliebt.

Und liebte seinen Wahnsinn,
Die irre Tat, den staubbedeckten Leib,
Wie er den Jüngling nicht geliebt,
Den klug gestaltenden,
Den schön gestalteten.
Er schlief mit ihm wie je. Orest, der Irre,
Erfüllte Bett und Raum
Und Traum
Mit Stank und Kot.


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