Gedichte Der Geschmack

Das Gesicht

Das auszudrücken, was er empfindet, denkt,
Wenn sich mit seinem Reiz ihm das Schöne zeigt,
Kor unter uns der Geist; doch welchen?
Ah ich erröte, den Sinn der Schwelger!

Ich ward verschmähet! Aber er war es ja
Auch nicht der Geist der Alten, der auserkor;
Der Neuern wars! und diesem mag wohl
Stärkung des Herdes zum Fluge nottun.

Mich, mich verschmähen? dem an dem Walde ruht
Die Morgenröte, dem in der Frühe Tau,
Umringt von allen Blumen, allen
Farben, sich Mädchen und Jüngling freuen!

Dem im Gemälde täuschend die Zauberhand
Des Künstlers nachahmt, den sie ergötzt, wenn ihn
Der Abendstern, wenn ihn des Himmels
Weißlicher, schimmernder Pfad nicht hinreißt.

Das Gehör

Mich, dem des Hains Säuseln ertönt, und der Quelle
Stimmchen, der Sturm, und der Donner, und das
Weltmeer,
Dem die Nachtigall, dem der Liebe
Froher, und weinender Laut,

Dem Melodie, Harfengetön, und die Flöte,
Sie die Posaun‘, und die Laute, und des Menschen
Stimme, mich hat er auch, in seinem
Schlummer, der Wähler, verkannt!

Das Gesicht

Mit stillem Lächeln hörest du uns, Gefühl;
Schweig ferner, der du Seher dich, Hörer dich
Darfst nennen; dann uns wegen stolzes
Wahnes mit Röte die Wange färben.

Der Geruch

Töte denn, Geschmack, für der Esse Lanzen
Auch die Sängerin, die entzückte Lerche;
Süßre Labung ist der bemoosten Rose Düfte zu atmen.

Der Geschmack

Mag die Schüssel denn stehn; schmückte sie auch das Reh,
In der Blüte gefällt, schmückte der Weizner sie
Oder selber die Schmerle,
Jener Liebling des Kieselbachs.

Doch des hellen Pokals helleres, ah den Saft,
Welchen Berg mir, und Tal, Winzer, und Kelterer
Geben, wie er mir rötlich,
Oder wie er mir golden blinkt,

Trink ich, schlürf ich mit Lust, liebend, mit Mäßigung,
Zwar mit weiser, doch nicht mit der platonischen:
Evan bleibet mir sanfter
Jüngling, hebt nicht den Rebenstab.

Durch mich sprachest du einst, Trinker Anakreon,
Bildlich, da du von dem sprachest, was schön dir war:
Aber Male versanken;
Und dein attisches Wort verscholl.


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