Gedichte Der Freiheitskrieg

Weise Menschlichkeit hat den Verein zu Staaten erschaffen,
Hat zum Leben das Leben gemacht!
Wilde leben nicht; sie sind jetzt Pflanzen, dann atmen
Sie als Tier, ohne Seelengenuß.
Hoch stieg in Europa empor des Vereins Ausbildung,
Naht dem letzten der Ziele stets mehr;
Ist nicht des Zeichners Entwurf, ist beinahe Künstlerlvollendung,
Raphaels, oder Angelos Werk,
Raphaels, oder Angelos Werk, wenn der Zauber der Farb‘ auch
Hier und da Verzeichnung beschönt.
Aber sobald die Beherrscher der Nationen statt ihrer
Handeln; dann gebeut kein Gesetz,
Das dem Bürger gebeut, dann werden die Herrschenden Wilde,
Löwen, oder entzündendes Kraut.
Und jetzt wollt ihr sogar des Volkes Blut, das der Ziele
Letztem vor allen Völkern sich naht,
Das, die belorbeerte Furie, Krieg der Erobrung, verbannend,
Aller Gesetze schönstes sich gab;
Wollt das gepeinigte Volk, das Selbsterretter, der Freiheit
Gipfel erstieg, von der furchtbaren Höh,
Feuer und Schwert in der Hand, herunterstürzen, es zwingen,
Wilden von neuem dienstbar zu sein,
Wollt, daß der Richter der Welt, und, bebt, auch eurer, dem Menschen
Rechte nicht gab, erweisen durch Mord!
Möchtet ihr, ehe das Schwert von der Wunde triefet, der Klugheit
Ernste, warnende Winke verstehn!
Möchtet ihr sehn! Es entglüht schon in euren Landen die Asche,
Wird von erwachenden Funken schon rot.
Fragt die Höflinge nicht, noch die mit Verdienste Gebornen,
Deren Blut in den Schlachten euch fließt;
Fragt, der blinken die Pflugschar läßt, die Gemeinen des Heeres,
Deren Blut auch Wasser nicht ist:
Und durch redliche Antwort erfahret ihr, oder durch lautes
Schweigen, was in der Asche sie sehn.
Doch ihr verachtet sie. Spielt denn des neugestalteten Krieges
Nie versuchtes, schreckliches Spiel,
Allzuschreckliches! Denn in den Kriegen werden vergötzten
Herrschern Menschenopfer gebracht.
Sterbliche wissen nicht, was Gott tun wird; doch gewahren
Sie, wenn große Dinge geschehn,
Jetzt sein langsames Wandeln, jetzt donnernden Gang der Entscheidung,
Der mit furchtbarer Eil, es vollbringt.
Wer zu täuschen vermag, und mich liebt, der täuscht den Erlebung
Wünschenden, weissagt donnernden Gang.


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