Gedichte Die Räuberbrüder

„Vorüber ist der blut’ge Strauß,
Hier ist’s so still, nun ruh dich aus.“

„Vom Tal herüber kommt die Luft;
Horch, hörst du nichts? Die Mutter ruft.“

„Die Mutter ist ja lange tot,
Eine Glocke klingt durchs Morgenrot.“

„Lieb Mutter, hab nicht solches Leid,
Mein wildes Leben mich gereut. -„

„Was sinkst du auf die Knie ins Gras?
Deine Augen dunkeln, du wirst so blaß.“ –

Es war von Blut der Grund so rot,
Der Räuber lag im Grase tot.

Da küßt der Bruder den bleichen Mund:
„Dich liebt ich recht aus Herzensgrund.“

Vom Fels dann schoß er noch einmal
Und warf die Büchse tief ins Tal.

Drauf schritt er durch den Wald zur Stadt:
„Ihr Herrn, ich bin des Lebens satt.

Hie ist mein Haupt, nun richtet bald,
Zum Bruder legt mich in den Wald.“


1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (1 votes, average: 5,00 out of 5)

Gedichte Die Räuberbrüder - Eichendorff