Wirres Durcheinanderwallen
In den lichten Säulenhallen.
Der Trommeten hell Gedröhne
Und der Geigen tolle Lieder
Stürzen vom Gerüste nieder
Als ein Wildbach froher Töne;
Von dem Strome leicht bezwungen
Wird der Gäste bunte Menge,
Wird vom seligen Gedränge
Rascher Tänze schnell verschlungen.
Blumen und Orangenbäume
Blühen, duften rings im Saale,
Mahnen, holde Frühlingsträume,
Mich an ferne Blütentale,
Wecken mit dem stillen Gruß
Mir ein banges Hinverlangen,
Hauchen ihren leisen Kuß
Schönen Mädchen an die Wangen.
Doch den Frohen, Ruhelosen
Weht nicht Sehnsucht in dem Hauche,
Sind ja selber junge Rosen,
Die entflogen ihrem Strauche,
Flatternd in geliebten Tänzen,
Dem Gewinde bald entbunden,
Bald zu anmutvollen Kränzen
Von der Freude frisch gewunden;
Können sinnend nicht verweilen,
Müssen im Vergnügen eilen,
Denn des Welkens Klage naht.
Nie zu sühnender Verrat
An der Blüte Augenblicken
Wäre jede trübe Säumnis. –
Seht, da schwebt mit trautem Nicken,
Ein süß neckendes Geheimnis,
Eine holde Maske her.
Ach, wer bist du? sage, wer? –
Lind und weich von heller Seide
Ist dein schlanker Leib umfangen,
Und vom amarantnen Kleide
Leicht und luftig überhangen,
Und du strahlst im Glanz des Goldes,
Polenmädchen! wunderholdes!
Schalkhaft kühn dein Käppchen sitzt,
Trotzend auf so schöne Stelle;
Wie der Demantstern dir blitzt
Aus der Nacht der Lockenwelle!
Wie die Perlen dich umschmiegen,
Die dir froh am Halse liegen!
Deine Reize still zu ehren,
Haben sie sich dort vereinet;
Hat ein Gott dir Freudenzähren
An den schönen Hals geweinet? –
Doch betracht ich dich genauer,
Weiß ich nicht, wie mir geschieht,
Rührst du mir das Herz zur Trauer,
Und die heitre Deutung flieht.
Mädchen, willst du in Symbolen:
Weißem Nacken, Perlenschnüren,
Uns das Trauerlos der Polen
Mahnend vor die Seele führen?
Zeigen uns im schönen Bilde
Tränenvolle Schneegefilde?
Ja, du kamst in dieses Haus,
Leise strafend uns zu tragen
In den schmerzvergeßnen Braus
Polens Glück aus alten Tagen,
Daß wir seinen Fall bedenken
Und in Wehmut uns versenken. –
Abgewendet nun mit Schweigen,
Schwindest du im dichten Reigen,
Wie Polonias Herrlichkeit
Schwand im wilden Tanz der Zeit! –
Masken kommen, immer neue,
Hier ein Ritter mit der Dame,
Spricht von seinem Liebesgrame
Und gelobt ihr seine Treue.
Dort im härenen Gewande,
Mit Sandal und Muschelhut,
Wie entrückt in ferne Lande,
Über Berg‘ und Meeresflut –
Steht ein Pilger: seine Träume
Säuseln ihm wie Palmenbäume,
Zaubern ihn zum heilgen Grabe,
Seines Glaubens liebster Habe. –
Seid willkommen mir, Matrosen!
Nehmt mich auf in eurem Schiffe!
Frisch hinaus ins Meerestosen,
Durch die flutbeschäumten Riffe!
Ha! schon seh ich Möwen ziehn,
Wetterwolken seh ich jagen,
Und die Stürme hör ich schlagen;
Süße Heimat, fahre hin!
Nach der Freiheit Paradiesen
Nehmen wir den raschen Zug,
Wo in heilgen Waldverliesen
Kein Tyrann sich Throne schlug.
Weihend mich mit stillem Beten,
Will den Urwald ich betreten,
Wandern will ich durch die Hallen,
Wo die Schauer Gottes wallen;
Wo in wunderbarer Pracht
Himmelwärts die Bäume dringen,
Brausend um die keusche Nacht
Ihre Riesenarme schlingen.
Dort will ich für meinen Kummer
Finden den ersehnten Schlummer;
Will vom Schicksal Kunde werben,
Daß es mir mag anvertrauen
In der Wälder tiefem Grauen,
Warum Polen mußte sterben.
Und der Antwort will ich lauschen
In der Vögel Melodeien,
In des Raubtiers wildem Schreien
Und im Niagararauschen.