Gedichte Die Bösen liebend

Ihr fürchtet mich?
Ihr fürchtet den gespannten Bogen?
Wehe, es könnte Einer seinen Pfeil darauf legen!
Ach, meine Freunde?
Wohin ist, was man gut hieß!
Wohin sind alle ‚Guten‘!
Wohin, wohin ist die Unschuld aller dieser Lügen!

Die einst den Menschen schauten
So sehr Gott als Bock

Der Dichter, der lügen kann
Wissentlich, willentlich
Der kann allein Wahrheit reden

‚Der Mensch ist böse‘
So sprachen noch alle Weisesten –
Mir zum Troste.

Sündlich-gesund und schön
Gleich buntgefleckten Raubthieren

Wer gleich Katzen und Räubern
In der Wildniß heimisch ist,
Und durch Fenster springt

Was still starr kalt glatt macht,
Was zum Bilde und zur Säule macht,
Was man vor Tempeln aufstellt,
Zur Schau aufstellt
– Tugend -?

Steht er röther schlechter That sich schämend, – – –


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Gedichte Die Bösen liebend - Nietzsche