Gedichte Mein Trinklied

Noch eine Stunde, dann ist Nacht;
Trinkt, bis die Seele überläuft,
Wein her, trinkt!
Seht doch, wie rot die Sonne lacht,
Die dort in ihrem Blut ersäuft;
Glas hoch, singt!
Singt mir das Lied vom Tode und vom Leben,
Djagloni gleia glühlala!
Klingklang, seht: schon welken die Reben.
Aber sie haben uns Trauben gegeben!
Hei! –

Noch eine Stunde, dann ist Nacht.
Im blassen Stromfall ruckt und blinzt
ein Geglüh:
Der rote Mond ist aufgewacht,
Da kuckt er übern Berg und grinst:
Sonne, hüh!
Singt mir das Lied vom Tode und vom Leben:
Mund auf, lacht! Das klingt zwar sündlich,
Klingklang, sündlich! Aber eben:
Trinken und lachen kann man bloß mündlich!
Hüh! –

Noch eine Stunde, dann ist Nacht;
Wächst übern Strom ein Brückenjoch,
hoch, o hoch.
Ein Reiter kommt, die Brücke kracht;
Saht ihr den schwarzen Reiter noch?
Dreimal hoch!!!
Singt mir das Lied vom Tode und vom Leben,
Djagloni, Scherben, klirrlala!
Klingklang: neues Glas! Trinkt, wir schweben
Über dem Leben, an dem wir kleben!
Hoch! –


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Gedichte Mein Trinklied - R Dehmel