Gedichte Stromüber

Der Abend war so dunkelschwer,
Und schwer durchs Dunkel schnitt der Kahn;
Die Andern lachten um uns her,
Als fühlten sie den Frühling nahn.

Der weite Strom lag stumm und fahl,
Am Ufer floß ein schwankend Licht,
Die Weiden standen starr und kahl.
Ich aber sah dir ins Gesicht

Und fühlte deinen Atem flehn
Und deine Augen nach mir schrein
Und – eine Andre vor mir stehn
Und heiß aufschluchzen: Ich bin dein!

Das Licht erglänzte nah und mild;
Im grauen Wasser, schwarz, verschwand
Der starren Weiden zitternd Bild.
Und knirschend stieß der Kahn ans Land.


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Gedichte Stromüber - R Dehmel