Gedichte Müder Juniabend

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1. Der Löwe und das Mäuschen Ein Mäuschen lief über einen schlafenden Löwen. Der Löwe erwachte und ergriff es mit seinen gewaltigen Tatzen. „Verzeihe mir“, flehte......
2. Gebet eines Irländers Sankt Patrick, großer Schutzpatron, Du sitzt auf dem warmen Himmelsthron; O sieh mich an mit freundlichem Sinn, Dieweil ich ein......
3. Schlechter Tag Müde streichen meine Finger Über Runzeln, über Narben, Über graue Haare. Prost, ihr Freunde, die in diesem Jahre Mir entstarben!-......
4. Nachtgalle Weil meine beiden Beine Erfolglos müde sind, Und weil ich gerade einsam bin, Wie ein hausierendes Streichholzkind, Setz ich mich......
5. Wellentanzlied Ich warf eine Rose ins Meer, Eine blühende Rose ins grüne Meer. Und weil die Sonne schien, Sonne schien, Sprang......
6. Der Zahnfleischkranke Was geht mich der Frühling, was geht mich dein dummes Gesicht, Dein Leben an. Aber nur weine nicht. Geh, Mädchen!......
7. Humorvolle Spinner Spinnete Köpfe, gescheit und begabt, Weil ihr einen Pieps, einen Vogel habt, Verlachen euch manche und meiden Euch. Ich mag......
8. Kindergebetchen Erstes Lieber Gott, ich liege Im Bett. Ich weiß, ich wiege Seit gestern fünfunddreißig Pfund. Halte Pa und Ma gesund.......
9. Vorrede zur dritten Auflage Das ist der alte Märchenwald! Es duftet die Lindenblüte! Der wunderbare Morgenglanz Bezaubert mein Gemüte. Ich ging fürbaß, und wie......
10. Der Mann, der meine Schuhe putzt Der Mann, der meine Schuhe putzt Am Bahnhofsplatz, Hat abends, wenn er die Trambahn benutzt, Neben sich einen Schatz. Wie......
11. Florenz Dich hat, Florenz, dein altes Etruskervolk Mit wahrem Fug dich blühende Stadt genannt, Nicht weil der Arno nagt an Hügeln,......
12. Der Ungar und seine Ansprüche an Deutschland Eine Bürgerkrone! Ich rettete einen der Bürger! Rief der römische Narr, als er der Tiber entsprang. Einen Kranz, Europa! Ich......
13. Die Überholten Und Menschen triffst du, und dich stört ihr Reden, Weil es nichts Neues dir enthüllt. Du kennst all ihre Zellen,......
14. Ein Herz laviert nicht Ich nenne keine Freundschaft heiß, Die niemals, wenn’s ihr unbequem, Den Freund zu überraschen weiß Trotzdem. Denn wenn sie Zeit......
15. Vulkan Jetzt komm und hülle, freundlicher Feuergeist, Den zarten Sinn der Frauen in Wolken ein, In goldne Träum und schütze sie,......
16. Winterflug 1929 Merkwürdig: Durch meine Lebenszeit War ich wie gegen Tod gefeit. Weiß heute wohl, warum. Als ich noch nicht es wußte,......
17. Museumsschweigen Wie’s Gedanken gibt, Die durch Stein und Welten gehn, Kann’s geschehn, Daß die Fliege den Ichthyosaurus liebt. Still ist’s im......
18. An unsre Modedichter Noch ehe die Zukunft euch richtet, Verfallt ihr der ewigen Nacht Weil ihr zu viel gedichtet Und weil ihr zu......
19. Die Erfindung Als ich zum ersten Male diesen Narren Mein neues Totenwäglein vorgeführt, War alle Welt im Leichenhaus gerührt Von ihren Selbstportraits......
20. Sonnenwende Nun die Sonne soll vollenden Ihre längste, schönste Bahn, Wie sie zögert, sich zu wenden Nach dem stillen Ozean! Ihrer......
21. Gruß ins Blaue Sehr verehrte, auserlesene, Einmal nahe mir gewesene, Nunmehr tote Damen und Herrn! Ich hätte all Ihnen gar zu gern Noch......
22. An die Masse Ich halte zu euch, aber liebe euch nicht, Weil ihr das niemals versteht. Und ich liebe – ich liebe –......
23. Grossmutter und Enkel Ferne ist dein Sinn, dein Fuß Nur in meiner Tür!“ Woher weißt dus gleich beim Gruß? „Kind, weil ich es......
24. Überfahrt Die Brücke brach. Da lag ich sekundenlang Mehrmals gebrochen quer über’m Schienenstrang. Wuchs ein Balg mit Lichtern aus Donner und......
25. Chemnitzer Bußtag 1928 Ich aber ging zum Tambour hin, Weil ich nicht gern im Trüben bin, Und weil im Tambour Lou verkehrt Und......
26. Das Lied des Selbstmörders (4.) Also noch einen Augenblick. Daß sie mir immer wieder den Strick Zerschneiden. Neulich war ich so gut bereit Und......
27. An Alfred Schloßhauer Lieber Alfred Schloßhauer, Du wußtest nie, was in mir um Dich warb. Ich sah Dich einst in tiefster stiller Trauer......
28. Bär aus dem Käfig entkommen Was ist nun jetzt? Wo sind auf einmal die Stangen, An denen die wünschende Nase sich wetzt? Was soll er......
29. Eine Welke Leicht, wie nach ihrem Tode Trägt sie die Handschuh, das Tuch. Ein Duft aus ihrer Kommode Verdrängte den lieben Geruch,......
30. Aschermittwoch Gesten noch ging ich gepudert und süchtig In der vielbunten tönenden Welt. Heute ist alles schon lange ersoffen. Hier ist......