1844
Ihr, süße Blumen, grüne Haine,
O seid ihr endlich wieder mein?
In euch geborgen gar alleine,
Doch nie bin ich bei euch allein:
Ihr sprecht mit wundersamer Stimme
Die einz’ge Sprache ohne Trug,
Der Vogel predigt hier, die Imme,
Der Blütenzweig wie Gottes Buch
O Gottes Buch! o welche Klänge
Aus allerstillster Einsamkeit!
Entflohn dem wilden Weltgedränge
Zu höhrer Welt Gemeinsamkeit:
Denn wie aus längst vergangnen Tagen,
Wie aus der Geister Ewigkeit
Haucht’s hier von Fabeln und von Sagen
So dicht, als Lenzwind Blüten schneit.
O Gottes Buch! o heil’ge Mächte!
Hier brecht ihr alle Siegel auf:
Geheimnis stummer Mitternächte
Und Sonnenlauf und Mondenlauf,
Und was von irren Wandelsternen
Die tiefe Menschenbrust durchkreist,
Kann hier der stille Lauscher lernen,
Wo alles hoch nach oben weist.
O Gottes Buch! o süßes Wehen,
Das säuselnd durch die Zweige geht!
O leises Flüstern aus den Höhen,
Wo aller Herzen Sonne steht!
O süßes Ahnen, süßes Sehnen!
Hier ist dein trauter Liebesort,
Hier findet Gram die ersten Thränen
Und Zorn sein mild Versöhnungswort.
Drum kommt, ihr Blumen, kommt ihr Haine,
Komm, stille, fromme Waldesnacht,
Und werdet, bleibet ewig meine
Mit aller süßen Gottesmacht,
Mit allen Vögeln, allen Immen,
Mit allen Blüten groß und klein,
Mit Millionen Wonnestimmen
Singt mir das Herz in Frieden ein.