Gedichte Alhambra

Am Vorabend des Advents

Es saß ein Mägdlein an dem Wege,
Die Augen sahen klar ins Licht,
Die Händchen übers Herz geleget,
War’s stille, stille, redet nicht.

Und rings ums Kind war süßer Frieden,
Und um des grünen Röckleins Saum
Schneeglöckchen lieblich nickend knieten,
Der Winter träumte Frühlingstraum.

Von allen Vöglein auf den Zweigen,
Da rührt sich keins, sie winkten sich,
Sie wollten alle stille schweigen,
Kein Lüftchen durch die Blätter strich.

Ein Pilger, der daneben ruhte,
Sprach leise: „Sag, du liebes Kind,
Wie ist dir’s denn so still zu Mute,
Als wenn der Schlummer Träume spinnt,“

Da seufzt das Kind: „O daß ich läge
In einem Bettchen ausgestreckt,
Und nicht so einsam hier am Wege,
Die Mutter hätt‘ mich zugedeckt.

Und würde mich gar leise wiegen,
Bis mich ein Engeltraum beschlich,
Und würd‘ sich zu mir niederbiegen,
Und küssen mich, und segnen mich.

Mir ist’s so stille jetzt im Herzen,
Ich fühle ganz mich wie ein Kind,
All meine Freuden, meine Schmerzen,
Sie spielen wie ein Blatt im Wind.

Ich sehe in Großvaters Zimmer,
Der lang schon tot – er liebte mich,
’s ist Donnerstag, da komm‘ ich immer,
Und freue an den Bildern mich.

Die vielen Bilderbücher liegen
Dort auf dem Muschelmarmortisch,
Da bin ich jetzt so voll Vergnügen,
Als nur im Wasser je ein Fisch.

Ich und die Schwester still beschauen
Von Sadler das Einsiedlerbuch,
Und gleich wir uns ein Hüttchen bauen
Dort unterm Tisch, behängt mit Tuch.

Da sind wir still in unserm Hause,
Und schauen uns die Klausner an
In Wald, in Höhle, Fels und Klause,
Und was sie alles dort getan.

Und wenn Großvater disputieret
Mit einer Jungfrau fromm und klug,
Und Glaubenszweifel explizieret,
Bis sie ihn mit der Bibel schlug;

Da hören wir, was in dem Buche
Wir öfters abgebildet sehn,
Den Zweifel, daß er ihn versuche,
Zum alten Eremiten gehn.

Ach, wie ist’s rings so voller Sachen,
Dort Männchen, Tierchen feingeschnitzt,
Und wenn das Schränkchen auf wir machen,
Die Steine, Muscheln, wie das blitzt!

Herrje, was ist das, ich erschrecke,
Die Katze mir zur Schulter springt,
Sie lauerte dort in der Ecke,
Und weh, der schöne Traum versinkt!“

Da sprach der Pilger: „Liebe Waise,
Ich war bei allem auch dabei,
Denn ewig bin ich auf der Reise,
Damit ich ewig bei dir sei.“

Das Mägdlein sprach nach kleiner Stille:
„Mich dünkt, daß ich ein Kätzchen wär‘,
Nichts fehlet, nichts, als nur mein Wille,
Ich lief‘ auf steilem Rand umher;

Ich könnt‘ von Ast zu Ast hinspringen,
Von Fels zu Fels, auch noch so steil,
Und mehr – ja durch die Luft hindringen,
Adje, fort bin ich – bin ein Pfeil!“ –

Da sprach der Pilger: „Liebe Waise,
Gleich bin ich wieder auch dabei,
Dein Seelchen fliegt in meinem Gleise,
Ob’s Kätzchen, ob ein Pfeil es sei.“

Das Mägdlein sprach nach kleiner Weile,
Indem ihm süß die Lippe blüht:
„Ich ruh‘ an einer feinen Säule,
Wie kühl ist’s hier! die Sonne glüht!

O goldne Zier der Wunderhallen,
O linde Luft, wie süß, wie müd!
Der Springbrunn plätschert, und sein Lallen
Singt mir ein buntes Schlummerlied;

Ich ziehe leis durch die Alhambra,
Der Blumensäulen Traumpalast,
Ein Weihrauchwölkchen, süß wie Ambra,
Schweb‘ ich beim Märchen hier zu Gast.

Wer bin ich denn, bin ich die Wonne,
Die hier ihr Traumgezelt gespannt,
Bin ich ein Strahl der heißen Sonne,
Sich kühlend auf des Springquells Rand?

Bin ich ein Geist aus diesen Hallen?
Ein Vogel, der im Laub dort singt?
Bin ich dort aus dem Nest gefallen,
Ein Täubchen, das die Flügel schwingt?

O, heißer Duft der Pomeranzen
Komm, kühle dich in meinem Blut!
Ich möchte auf dem Springquell tanzen,
Mir ist’s so leicht, so frei zu Mut!

Ich lass‘ mir einen Teppich bringen,
Lieg‘ auf dem Marmor hingestreckt,
Die Vögel blühn, die Blumen singen,
Ein Himmel hat mich zugedeckt.

Komm Sinnspruch, kommt ihr goldnen
Sterne, Komm Schicksal vom Lazur-Gezelt,
Komm nah und näher ew’ge Ferne,
Komm, küsse mich, du süße Welt!

Horch! Mitten inne pocht das kleine,
Das leicht bewegte Kinderherz,
So ganz allein, allein, alleine!
Und sehnt nach Freude sich und Schmerz!

Hier kann ich keine Zeitung lesen,
Noch philosoph’sche Abhandlung,
Ich bin ja hier ein andres Wesen,
O, welche süße Umwandlung!

Mein Schmetterling bricht durch die Larve,
Ein Blumensegel ihn entführt,
Mein Seelchen schwebt wie Klang der Harfe
Vom Kuß der milden Luft berührt.

Sprich, Traum der Wahrheit, kann ich lügen?
Kann mich, den Stolz der Pünktlichkeit,
Bezaubern müßiges Vergnügen?
Küßt hier der Rausch die Nüchternheit?

Verräterei, wer hat die Wonne,
Die sehnend mir im Blute sinnt,
Wer hat hier ausgeblümt zur Sonne,
Was tiefgeheim mein Seelchen spinnt?

O Sehnsucht, Schwalbe meines Geistes,
Die durch die Sonnenhallen schweift,
Wie heiß das kleine Herz, du weißt es
Wenn leis dein Flug den Springquell streift.

O, Blumen blühend, keusche Lippen,
O, Bienen glühend, treuer Kuß,
O, Schmetterling, du flatternd Nippen,
Sagt nicht was ich verschweigen muß!

O, Dämmerlicht der bunten Säle,
Von Licht und Liedes Gold gesäumt,
Du bist der Schleier meiner Seele,
Die über ferner Liebe träumt.

So kühn und groß hier die Begierde
Im Blumenkelch den Rausch kredenzt,
So tief verwandt ist mir die Zierde,
Die hier den Helm mit Rosen kränzt.

Ich bin’s, ich bin’s, mit Kinderlallen,
Auf feinen Säulchen schlank und hold,
Durchkühlt von hüpfenden Kristallen,
Spannt gern mein Geist ein Netz von Gold.

Drin fang‘ ich mir die heiße Sonne,
Und flecht‘ ihr fein das goldne Haar,
Tauch‘ sie in kühlen Bades Wonne,
Da scheint sie mir nochmal so klar.

Kristallgespinst des Morgenfrostes,
Im Sonnenfeuer ausgeglüht,
Geheimnis des bewegten Mostes,
Wenn draus die Rebe wieder blüht!

Von mir gefühlt, von mir gesponnen,
Gewebt, erlebt! – du Zauberlust,
Die hier umschirmt den Löwenbronnen,
Lagst wie ein Kind an meiner Brust!

Berauscht vom Duft der Rosenhecken,
Wo kühn die Lust dem Dorn entschlüpft,
Trägt Löwen-Großmut Marmorbecken,
Vom Demanttropfen kühl durchhüpft.

O Halle der Abencerragen!
Die Blutspur klaget laut genug,
Die Wunden, die mir sind geschlagen,
Die Wunden, die ich andern schlug.

Dies Seufzen, Stöhnen, Flehen, Schwirren,
Die Geisterklage, die hier tönt,
Sie fleht zu mir – dies bange Girren!
Es fleht aus mir, ach seid versöhnt!

Ach fortgehn, fortgehn! bitte, bitte!
Ins Gärtchen dort ich gehen will,
Dort blüht’s in des Palastes Mitte,
In sich gehüllt geheim und still.

Kleinod der süßen Lindachara,
Du der Alhambra Blumenstrauß,
Lieb‘ sprichst du süß, wie Dulcamara,
Mit Leid in einem Namen aus.

Beschloss’nes Gärtchen aller Wonne,
Wo keusch der Mond im Brunnen spielt,
Und sich der Strahl der Mittagssonne,
Im Schoß der vollen Rose kühlt.

Hier will ich im Bad erfrischen,
Von Ros‘ und Myrten dicht versteckt.
Von duftenden Zitronenbüschen
Und Goldorangen zugedeckt.

Du bist aus meinen Heiligtumen,
Du Gärtchen, dessen Inschrift spricht:
›O, stille Kerzen, Erdenblumen,
Entbrannt vom Himmels-Sternenlicht.‹

Was gleicht den Alabasterbronnen,
Aufwallend vom kristallnen Tau,
Als du, o Mond, voll Sehnsuchtswonnen
In wolkenloser Himmelsau.

Versteckt von kalter Marmorzinne
Bist du, o Gärtchen, nur mein Herz,
Drin blüht, und glüht und träumt die Minne,
Geheimnis decket Lust und Schmerz!

Mir ist, als ob an allen Ecken
Ich auf in tausend Blumen ging,
Mir ist, als ob an allen Hecken
Ich wie ein Flöckchen Wolle hing.

Ich bin der Vogel und das Nestchen,
Das Mütterchen und auch das Ei,
Ich brüte, zwitschre auf dem Ästchen.
Und trage Futter auch herbei.

Ich fühle mich gebaut, gemalet,
Geschnitzt, geblüht, in diesem Haus,
Und in dem Springquell ausgestrahlet,
Ich sag‘ es ja – bin jäh – bin kraus.

Wer hat mein Gürtelchen gelöset,
Wer streute meinen Blumenkranz,
Hier so von allem Schutz entblößet,
Bezaubernd aus im Sonnenglanz?

Horch! still! – ach! das sind Männerschritte!
Weh mir! – welch junges Heldenbild!
Nicht her! – nicht her! ach bitte, bitte!
– Er steht und deckt sich mit dem Schild!

Und spricht: ›Ich bin Gazul, vor Zeiten
Der süßer Lindachara Freund,
Ich muß in ihrem Gärtchen schreiten,
Bis hier ihr Ebenbild erscheint,

Das alle Sehnsucht meiner Träume
In seinem Kinderherzen stillt,
Und als den Zauber dieser Räume
Sich selbst erblickt in meinem Schild.

Da hörte ich dein keusch Verzagen,
Du Süße, in dich selbst versteckt,
Fühlst deinen Reiz vor deinen Tagen,
In der Alhambra aufgedeckt.

Dich bauten dieses Baues Meister!
Ach, lange eh‘ dein Herzchen schlug,
Begeisterte dein Geist die Geister,
Doch taten sie ihm nie genug!

Sie brachen deiner Sehnsucht Spiegel,
So daß du dich zerstreut beschaut
Doch du wirst ihres Werkes Siegel,
Zerstreutes ward in dir erbaut.

Denn alles Sehnen, alle Schmerzen,
Die einst bewegt in Kampf und Lust,
Die längst in Staub zerstreuten Herzen,
Sind eins und ganz in deiner Brust.

Nur du bist dieses Werkes Seele,
Bist dieser Zauberschale Kern,
Bist Lichtes Blitz in dem Juwele,
Bist dieses öden Himmels Stern;

In dir ich die Alhambra sehe,
Wie du in der Alhambra dich,
Es löst sich meiner Sehnsucht Wehe,
Zu Lindachara kehre ich!

Mein Herz wird gleich den Lilien munter.
Wenn sie der Sterne Licht betaut,
Blick in mein Schild, du liebes Wunder,
Sei deiner eignen Wonne Braut!

Dein Gürtel ist nicht mehr gelöset,
Nicht mehr zerstreut dein Blumenkranz,
Und Gazul taucht, durch dich erlöset,
Nun auf in Lindacharas Glanz!‹

So sprach Gazul, und auf sein Flehen
Hab‘ ich, von eignem Reiz entzückt,
Mein Bild in seinem Schild gesehen,
Und hab‘ gar süß mir zugenickt.

Da ist mir alles rings verschwunden,
Da ward ich wieder zäh und kraus,
Und alle Blumen sind gebunden
In den versteckten Blumenstrauß.

In mich zurück zog die Alhambra,
Ich bin allein, allein, allein!
Ich Weihrauchwölkchen, süß von Ambra,
Denk‘: Wo mag nun der Gazul sein!“

Nun schwieg das Kind! – Sein webend Sehnen
Zog durch des armen Pilgers Brust,
Und nieder tauten seine Tränen
In ihrer Träume Blumenlust.

Er sprach: „O Kind! in alles Scheinen,
Das sich um deine Seele legt,
Muß immer still ich niederweinen,
Bis sich ein Regenbogen schlägt.

O schwebe durch, du Friedenstaube,
Und bring ein grünes Ölblatt her,
Daß neu ich hoffe, liebe, glaube,
Mir ist die Welt so wüst, so leer! „

Da spricht das Kind: „Jetzt zieh‘ ich weiter,“ –
Und zuckt, der Pilger fragt: „Es stach
Vielleicht dich ein Insekt, denn leider,
Sie trachten hier dem Blute nach!“ –

Das Kind sprach: „Greulich sind mir Spinnen,
Ich fliehe ihre tück’sche List.“
Der Pilger sprach: „Du willst entrinnen,
Weil du ein tanzend Mückchen bist.“

„Ich kann,“ sprach sie mit edler Miene,
„Nie glauben, daß der Herr erschuf
Die garst’gen Tiere – nur die Biene,
Die hat noch göttlichen Beruf.

Ich könnte selbst noch Schlangen leide
In meinem stillen Kämmerlein,
Doch seh‘ ich eine Spinne schreiten,
So muß ich fliehen, muß ich schrein.

Maikäfer, die gemeinen, dummen,
Ich dulde sie; wenn alles grün,
Hör‘ ich sie abends gerne summen.
Sie rennen an und fallen hin.

Die Flöhe hüpfen, kann sie fangen,
Hüpf‘ hintendrein, kleb‘ sie ans Licht,
Die Wanzen machen mich erbangen,
Von andern Tierchen spricht man nicht.

Ich war einmal bei armen Kindern,
Da kriegt‘ ich eine ganze Schar;
Gott steh mir bei, den reichen Sündern
Droht gleich den Armen die Gefahr.“

Der Pilger sprach: „Wie schaust du, Seele,
Aus der Alhambra Lustpalast,
In diese trübe, wüste Höhle,
In diesen Ekel und Morast?“

Sie sprach: „Ich möcht‘ ein Bild jetzt malen
Von dem verlornen Paradies,
Verwelkt sind alle Sonnenstrahlen,
Als Gott hinaus den Menschen stieß.

Ich armes Kind muß drauf verzichten,
Ich fühle, daß die Form mir fehlt,
Auch fehlt das Wort, sonst wollt‘ ich dichten,
Was tief mein Herz mit Lieb‘ beseelt.

Die Blumen und die Blätter weinen,
Die Vögel schmachten stumm und krank,
Kalt seufzt das Echo aus den Steinen,
Das Blut ergrimmt in Streit und Zank.

Der Himmel, bleiern, rufet Wehe,
Verhüllt sein Sternen-Antlitz sich,
Und liegend an der Erde sehe
Gefesselt einen Engel ich.“ –

Der Pilger sprach nun zu ihr nieder:
„Du bist der Engel, armes Kind!
Noch zuckt zum Lichte dein Gefieder,
Ist gleich dein Auge sonnenblind.

Dich feinen Strahl aus Gottes Schimmer,
In dem verlornen Paradies,
Dich heil’gen Ebenbildes Trümmer,
Ans Herz ich niederweinend schließ‘.“

Da weinten stille alle beide,
Sie lehnte gern an seiner Brust,
Sie litt es, daß er selig leide,
Und beide haben nichts gewußt!

Aus beiden greift ein tiefes Sehnen
Hinaus bis nach der Ewigkeit,
Und wie sie so zusammen lehnen,
Da naht das Ewige der Zeit.

Der Pilger sprach: „Welch leises Schallen,
Sag, Kind! pocht denn dein Herzchen so?
Ich sehe Licht aufs Haupt dir fallen,
Mir wird’s so innig, wird’s so froh!“ –

Das Mägdlein blickte in die Ferne,
Die Wange glüht, die Lippe blüht,
Ihr Schauen glich dem Blick der Sterne,
Wenn Liebe durch den Himmel zieht.

Dann sprach sie: „Horch! still, bitte, bitte,
Dies ist nicht meiner Locken Licht,
Und dieses Schallen, das sind Schritte,
So pocht mein heimlich Herzchen nicht!“

Und durch die Nacht von Licht erfüllet
Führt her ein Mann sein Eselein,
Und auf dem Tier sitzt weit verhüllet
Ein lilienreines Jungfräulein.

Als diese sah den Engel liegen
Gefesselt an der Erde dort,
Ist sie vom Lasttier abgestiegen
Und sprach zu ihm mit süßem Wort:

„In aller Lust wirst du nichts finden,
Als das verlorne Paradies,
Den Fesseln will dich jetzt entwinden
Der treue Gott, wie er verhieß.

Weil du ein armes Kind, ward Liebe
In mir nun auch ein armes Kind,
Daß dir auch gar kein Vorwand bliebe,
Komm mit, komm mit, süß Lieb‘, arm Lind!

Tu! wie du lang gepflegt zu tuen,
Halt an der Mutter Schurze dich,
Komm mit mir reisen, mit mir ruhen,
Denn deine Mutter bin auch ich!

Komm mit, sollst an der Krippe singen,
Ein Lied dem starken Brüderlein,
Der löst die Fesseln deiner Schwingen,
Trägt dich ins Paradies hinein.

Da bringt dir keine Spinne Grauen,
Berauschte kein Alhambra dich,
Da sollst du schönre Bilder schauen,
Als bei Großvater sicherlich!“

Das Kind sprach: „Mir ist Heil geschehen!
Dies ist die Wahrheit, ist kein Traum,
Sitz auf dein Eselein, wir gehen,
Ich fasse deiner Schürze Saum.“

Die Jungfrau sprach: „Willst nicht mitnehmen
Den armen Mann du, der dort lag.“
Das Kind sprach: „Ei, ich tu‘ mich schämen,
Er kömmt mir ohne dies schon nach!“

Da blickt es um – der Pilger hebet
Sein müdes Haupt, folgt ungetrennt,
Gen Betlehem der Zug hinschwebet,
Die erste Nacht war’s im Advent.

Sankt Joseph und Maria heißen,
Die beiden mit dem Eselein,
Nach Betlehem sie jetzt hinreisen,
Sie kehren nachts bei Hirten ein.

Wer ist das Mägdlein dann gewesen,
Und dann der Pilger, stets dabei?
Das Mägdlein war der Sehnsucht Wesen,
Der Pilger war die Phantasei!


1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (1 votes, average: 5,00 out of 5)

Gedichte Alhambra - Brentano