Gedichte Am Charsamstag 1818

Warum er mich verlassen,
Mußt‘ ich zum Vater schrein,
Und du willst dich nicht fassen,
Willst niemals einsam sein.
Siehst du denn nicht die Kerzen
An meinem Grabe hier,
Was suchst du mich von Herzen,
Und weinest vor der Tür?

Tritt ein du wirst mich finden,
So weit dein Glaube reicht,
Bekenne deine Sünden,
So wird dein Hoffen leicht,
Und wollen deine Augen
Mich liebend dann nicht sehn,
Soll dir der Glaube taugen
Blind zu dem Tisch zu gehn.

Das ist die rechte Liebe,
Die alles Dunkels lacht,
Die die vorwitz’gen Triebe
Gehorsam glaubend macht
Dann werden alle Sinnen
In meinem Hiersein neu
Dann denkt man nicht von hinnen
Auf daß man heilig sei.

Will Glauben, Lieben, Loben
Und Hoffen noch verstehn
So wollen sie nach oben
Vorbei beim Heiland gehn.
Du brauchst nicht so zu schreien
Die Türe schließ‘ ich nicht,
Wenn tausend Teufel dräuen,
Sie löschen mir kein Licht.

Wer will dich mir begraben,
Die Braut, der ich vermählt,
Mit der kannst du mich haben,
Hast du mich recht erwählt,
Die Kirche, die sie schmähen,
Sie ist die Mutter dein,
Sie lehrt dich auferstehen
Sie lehrt dich selig sein.


1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (1 votes, average: 5,00 out of 5)

Gedichte Am Charsamstag 1818 - Brentano