Ich will das Herz mein Leben lang
An Lieb‘ und Lob der Schönen
Und meine Laute, meinen Sang
An Lieb‘ und Lob gewöhnen.
Denn lange, lange hat es schon
Anakreon erprobet:
Nichts bringt dem Sänger süßern Lohn,
Als wenn er liebt und lobet.
Wer sich auf Lieb‘ und Lob versteht,
Auf Lieb‘ und Lob der Mädchen,
Der ist und bleibt der Leibpoet
An Putztisch, Rahm und Rädchen.
Wolan, o Laute, stimme dich
Zu Lob – und Liebessange!
Kein Mädchenherz verschließe sich
Vor deinem Zauberklange.
Man wird für diesen Wohlgenuß
Gar lieblich Dank mir nicken;
Auch werden Händedruck und Kuß
Nicht selten mich erquicken.
Es wird mir manche schöne Hand
Ein Pfand der Huld verleihen,
Bald wird sie mir ein Busenband,
Bald eine Locke weihen.
Beim Spiel und Tanze werden mir
Die Schönsten immer winken,
Und die ich fordre, werden schier
Sich mehr als andre dünken.
Geliebt, geehrt bis an mein Ziel,
Von einer Flur zur andern
Werd‘ ich mit Sang und Lautenspiel
Herbeigerufen wandern.
Und wann ich längst zur Ruhe bin
Und unter Ulmen schlafe,
So weidet gern die Schäferin
Noch um mein Grab die Schafe.
Sie senkt gelehnt auf ihren Stab,
Ihr Auge, feucht von Schmerzen,
Auf meines Hügels Moos herab
Und klagt aus vollem Herzen:
„Du, der so holde Lieder schuf,
So holde, süße Lieder!
O weckte dich mein lauter Ruf
Aus deinem Grabe wieder!
„Du würdest mich nach deinem Brauch
Gewiß ein wenig preisen;
Dann hätt‘ ich bei den Schwestern auch
Ein Liedchen aufzuweisen.
„Dein Schmeichelliedchen säng‘ ich dann,
Sollt‘ auch die Mutter schelten.
O lieber, süßer Leiermann,
Wie wollt‘ ich’s dir vergelten!“
Dann wir mein Geist, wie Sommerlust,
Aus seiner Ulme Zweigen
Zu ihr herunter auf die Gruft,
Sie anzuwehen, steigen,
Wird durch des Wiesenbaches Rohr
Und Blätter, sie sich kräuseln,
Ein Lied in ihr entzücktes Ohr
Zu Lob und Liebe säuseln.