Gedichte Zum Spatz, der sich auf dem

Saale gefangen hatte.

Bons dies, Herr Spatz! Ei, seht doch ‚mal!
Willkommen hier auf meinem Saal!
Er ist gefangen sieht er wohl?
Und stellt‘ er sich auch noch so toll,
Und flög‘ er ewig, kreuz und quer,
Nach allen Fenstern hin und her,
Zerbräch‘ auch Schnabel sich und Kopf,
Er ist gefangen, armer Tropf!
Ich sein Despot, und er mein Sklav!
Er sei Prinz, Junker, oder Graf,
Bei seinem Spatzvolk! – Hör‘ er nun,
Was all‘ ich mit ihm könnte thun.
Zerzupfen, rupfen, Hals umdrehn –
Da wird nicht Hund noch Hahn nach krähn –
Zerschlagen ihn, mit einem Hieb‘,
Und das mit Recht, Herr Galgendieb!
Weiß er die Kirschen, die verschmitzt
Er vor dem Maul mir wegstipitzt?
Auch würd‘ es Fürstenkurzweil sein,
Ließ‘ ich den Kater Lips herein.
Wenn ich ja übergnädig wär‘,
So holt‘ ich eine scharfe Scher‘,
Und schnitt‘ ihm ab die Flügelein,
Sammt seinem kecken Schwänzelein.
Dann müßt‘ er unter Bett‘ und Bank!
Im Staube flattern lebenslang. –
He! Bürschchen, wie ist ihm zu Sinn? –
Doch, seh‘ er, daß ein Mensch ich bin!
Ich lass‘ ihn wieder frank und frei.
Doch daß stets eingedenk ihm sei,
Die Freiheit sei ein goldner Schatz,
So hudelt man ihn erst, Herr Spatz,
Und scheucht ihn hin und her husch! husch!
Nun Fenster auf! Hinaus zu Busch!

Hu hu! Despotenhudelei!
Gott wahre mich vor Sklaverei!


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