Die Burg, die liegt verfallen
In schöner Einsamkeit
Dort saß ich vor den Hallen
Bei stiller Mittagszeit.
Es ruhten in der Kühle
Die Rehe auf dem Wall
Und tief in blauer Schwüle
Die sonn’gen Täler all.
Tief unten hört ich Glocken
In weiter Ferne gehn,
Ich aber mußt erschrocken
Zum alten Erker sehn.
Denn in dem Fensterbogen
Ein‘ schöne Fraue stand,
Als hütete sie droben
Die Wälder und das Land.
Ihr Haar, wie ’n goldner Mantel,
War tief herabgerollt;
Auf einmal sie sich wandte,
Als ob sie sprechen wollt.
Und als ich schauernd lauschte –
Da war ich aufgewacht,
Und unter mir schon rauschte
So wunderbar die Nacht.
Träumt ich im Mondesschimmer?
Ich weiß nicht, was mir graut,
Doch das vergeß ich nimmer,
Wie sie mich angeschaut!