Meinem Bruder
Du wolltest, jung und hohen Sinns,
Paläste bau’n und Tempel
Und sehntest dich, ein Haus zu sehn
Mit deines Geistes Stempel.
Was dir der Gott an Schönheit gab,
Das liegt nun all im dunklen Grab.
Der Tod, der Neidgeselle,
Nahm dir zu früh die Kelle,
Das Richtmaß und den Zirkel ab.
Ich aber lebe noch im Licht
Und bau‘ auf meine Weise
Und bau‘ an einem Tempel fromm,
Darin ich bet‘ und preise.
Aus Liedern soll ein Haus erstehn,
Draus meine Augen fröhlich sehn,
Darin vor allen Wänden
In stillen Opferbränden
Der Schönheit ewige Flammen wehn.
Und eine Tafel bring‘ ich an,
Davor zwei Kerzen ragen,
Die soll auf ihrem hellen Grund
Nur deinen Namen tragen
Und soll mich mahnen früh und spät,
Je herrlicher mein Haus gerät,
Wie oft ein hohes Streben
Sich bitterlich muß geben
Und all in einer Nacht vergeht.