Gedichte Sonnet XXXV

Ich wil diß halbe mich / was wir den Cörper nennen /
Diß mein geringstes Theil / verzehren durch die Glut /
Wil wie Alcmenen Sohn mit vnverwandtem Muth‘
Hier diese meine Last / den schnöden Leib / verbrennen /
Den Himmel auff zu gehn: mein Geist beginnt zu rennen
Auff etwas bessers zu. diß Fleisch / die Handvoll Blut /
Muß außgetauschet seyn vor ein viel besser Gut /
Daß sterbliche Vernunfft vnd Fleisch vnd Blut nicht kennen.
Mein Liecht entzünde mich mit deiner Augen Brunst /
Auff daß ich dieser Haut/ deß finstern Leibes Dunst /
Deß Kerkers voller Wust vnd Grawens / werd entnommen /
Vnd ledig / frey vnd loß / der Schwachheit abgethan /
Weit vber alle Lufft vnd Himmel fliegen kan
Die Schönheit an zu sehn von der die deine kommen.


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Gedichte Sonnet XXXV - Opitz