Gedichte Sonnet XXXVI

In mitten Weh vnd Angst / in solchen schweren zügen /
Dergleichen nie gehört / in einer solchen Zeit
Da Trew vnd Glauben stirbt / da Zwietracht Grimm vnd Neidt
Voll blutiger Begier gehäufft zu Felde liegen /
Da vnverfänglich ist Gericht vnd Recht zu biegen /
Da Laster Tugend sind / wie bin ich doch so weit
In Thorheit eingesenckt? der Liebsten Freundligkeit /
Jhr blüendes Gesicht / jhr angenehmes Kriegen /
Jhr Wesen / Thun vnd Art / das ist es was ich mir
Bloß eingebildet hab‘ / vnd rühme für vnd für.
Diß Leid / diß Jammer sehn / vnd dennoch nichts als lieben?
Die klüger sind als ich schleust man in Clausen ein.
Jhr Musen last mich gehn: es muß doch endlich seyn
Was anders oder ja gar nichts nicht mehr geschrieben.


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Gedichte Sonnet XXXVI - Opitz