I
Wie Thau auch glänzt in Blumenkelch verhüllt,
Sich nährt von seiner Wiege süßen Düften,
Dann leise ihrer Blätter Nacht entschwillt,
Entführet von des Abends freien Lüften,
So strahlend von des ewgen Feuers Bild,
Ein Perlenthau in dunkler Erde Klüften,
Novalis leise ihrem Schoos entquillt;
Gesellt sich zu den freien Himmelslüften.
Sie tragen ihn auf leichtbeschwingten Woogen
Geleiten ihn zu Iris Farbenbogen
Und zu der dunkel glüh’nden Abendröthe.
Er badet sich in ihren heil’gen Fluthen,
Vergehet wonnig mit in ihren Gluthen
Und ernster, heil’ger sieht die Abendröthe.
II
Novalis, deinen heilgen Seherblikken
Sind aufgeschlossen aller Welten Räume,
Dir offenbahrt sich weihend das Gemeine,
Du schaust es in prophetischem Entzücken.
Du siehst der Dinge zukunftsvolle Keime
Und zu des Weltalls ewigen Geschicken,
Die gern dem Aug der Menschen sich entrücken,
Wirst Du geführt durch ahndungsvolle Träume.
Du siehst das Recht, das Wahre, Schöne siegen,
Die Zeit sich selbst im Ewigen zernichten
Und Eros ruhend sich dem Weltall fügen:
So hat der Weltgeist liebend sich vertrauet
Und offenbahret in Novalis Dichten,
Und wie Narziß in sich verliebt geschauet.