Gedichte Auf die Sixtinische Madonna

Das hätt‘ ein Mensch gemacht? Wir sind betrogen!
Das rührt nicht her von einer ird’schen Hand!
Das ist entstanden, wie der Regenbogen,
Und auch, wie er, ein göttlich Unterpfand!

Als einst die Himmelskönigin sich zeigte,
Als sie von ihrem Throne, sanft und mild,
Sich auf die dunkle Erde niederneigte,
Da seufzte jedes Herz nach ihrem Bild.

Und sieh: des Aethers reinste Tropfen fallen,
Der Sonne hellste Stralen schimmern d’rein,
Und, wie sie blitzend durch einander wallen,
So fangen sie den holden Widerschein.

Er selber aber hält sie nun zusammen,
Und ein krystall’ner Spiegel bildet sich
Aus glüh’nden Perlen und aus feuchten Flammen,
In dem auch keine Linie erblich.

Schau‘ hin! Dein Auge wird dir nimmer sagen,
Was Thau ist oder Licht im kleinsten Punct;
Drum soll sich Keiner an dies Wunder wagen,
Der seinen Pinsel bloß in Farben tunkt.

Viel lieber soll’s die Zukunft ganz betrauern,
Als nur zur Hälfte sich erhalten seh’n:
In einer Sage mög‘ es ewig dauern,
In einem Abbild nicht zu Grunde geh’n!


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