Im Morgenwinde sah ich Blumen wanken
Und sah, wie sie den Thau der gold’nen Frühe,
Daß jede voller dufte, tiefer glühe,
Mit heißem Mund begierig in sich tranken.
Gesättigt sah ich bald die meisten schwanken,
Als glaubten sie, daß keine nun verblühe,
Die Rosen tranken fort mit süßer Mühe,
Bis ihre Kelche fast zur Erde sanken.
Die andern wiegten sich in Luftgefühlen,
Sie wollten eben lauten Spott erheben,
Da schoß die Sonne ihre Flammen-Pfeile.
Die Rosen löschten sie im Thau, dem kühlen,
Doch jenen drangen sie in Mark und Leben,
Man sah sie hingewelkt nach kurzer Weile.
G. Epigramme und Verwandtes
Bilder, wie sie im Fluge sich haschen lassen, Gedanken,
Welche sich runden in sich, mancher geschichtliche Strich,
Auch zuweilen ein Hauch, der, leise schwellend, den Busen
Hebt und wieder verläßt, eh‘ er ein Lied noch beseelt,
Und dazwischen, doch selten, die Köpfe von Schelmen und Wichten,
Wie man, genagelt an’s Thor, Eulen und Dohlen erblickt,
Alles aber im Vers, wie Schiller und Goethe ihn bauten,
Schmäh’n ihn auch Platen und Voß, weil er der deutscheste ist!